Ob Kittel, Blaumann oder Firmen-T-Shirt – Berufsbekleidung gehört bei vielen Menschen zur alltäglichen Arbeit dazu. Aber wie sieht die Arbeit der Menschen aus, die diese Kleidung hergestellt haben? Städte und Kommunen können ihre Nachfragemacht bewusst nutzen, um Lebens- und Arbeitsbedingungen von Arbeiter*innen entlang der textilen Lieferkette zu verbessern.
Öffentliche Beschaffung
Der Großteil der von der öffentlichen Hand benötigten Arbeits- und Dienstkleidung wird unter menschenunwürdigen Bedingungen hergestellt. Elementare Arbeitsrechte werden nicht beachtet, ein erhöhtes Gesundheits- und Unfallrisiko gehört zum Alltag. Zahlreiche Studien zeigen: Extrem niedrige Löhne, erzwungene Überstunden, unterdrückte Gewerkschaften, Gewalt und Diskriminierung sind auf sämtlichen Stufen der Wertschöpfungskette zu beobachten.
Darüber hinaus ist die Produktion nicht nur ressourcenintensiv, sondern nutzt erhebliche Mengen gefährlicher Chemikalien. Diese kommen vielerorts ohne Schutzkleidung zum Einsatz und werden ungefiltert ins Abwasser geleitet. Wenn man bedenkt, dass Berufskleidung die Beschäftigten hierzulande vor Unfällen und gefährlichen Substanzen schützen soll, könnte der Widerspruch nicht größer sein.
Städte & Kommunen: Soziale Verantwortung statt Einkauf zum billigsten Preis
Insbesondere öffentliche Institutionen tragen die Verantwortung, ihre Einkaufspolitik so zu gestalten, dass nicht nur wirtschaftliche, sondern auch ökologische und soziale Kriterien berücksichtigt werden. In Deutschland gibt die öffentliche Hand jährlich etwa 500 Milliarden Euro für die Beschaffung von Gütern aus. Auch unsere Steuergelder finanzieren diese mit. Durch ihre hohen Ausgabesummen verfügen die öffentlichen Institutionen über eine große Marktmacht, welche gezielt dafür eingesetzt werden kann – und sollte –, die Einhaltung sozialer und ökologischer Kriterien bei der Herstellung öffentlicher Güter zu fordern.
In der Realität wird jedoch weiterhin häufig zum billigsten Preis eingekauft, obwohl es mittlerweile eine Vielzahl nachhaltigerer Optionen gibt. Daher braucht es nicht zuletzt verbindliche politische Regelungen, welche Sozialstandards und die ökologische Nachhaltigkeit der Produkte in der öffentlichen Beschaffung einfordern und weiter erleichtern.
Öffentliche Beschaffung: Hintergrundinformationen
In den folgenden Materialien findet ihr Hintergrundwissen über die Arbeitsbedingungen in der weltweiten Bekleidungsindustrie, Kaufalternativen und Impulse, wie man aktiv werden kann.
Borschüre: Fair einkaufen in Fairtrade-Towns
Mehr Informationen findet ihr bei unserer Mitgliedsorganisation Femnet.