Bekleidungsindustrie in Afrika

Von der Baumwolle …

Für rund 20 Mio. Menschen in Sub-Sahara-Afrika bildet der Baumwollanbau die Lebensgrundlage, wenn auch nur eine prekäre. In den afrikanischen Anbaugebieten wird Baumwolle vor allem von kleinbäuerlichen Betrieben angebaut. Von der Aussaat bis zur Ernte werden die meisten Arbeitsschritte manuell durchgeführt, was die afrikanische Baumwolle zu einem sehr arbeitsintensiven Produkt macht. In US-Berichten zu Kinder- und Zwangsarbeit taucht immer wieder der Baumwollsektor auf: Kinderarbeit wird im Baumwollsektor Benins, Burkina Fasos, Ägyptens und Malis festgestellt, in Benin und Burkina Faso zusätzlich auch Zwangsarbeit.

Der größte Teil der afrikanischen Baumwollfasern (80–90 %) wird zur Weiterverarbeitung exportiert, überwiegend in asiatische Länder wie China, Indien, Bangladesch, Vietnam oder Indonesien – von wo die afrikanische Baumwolle dann in Form von Baumwollbekleidung ihren Weg nach Europa findet. Die Weiterverarbeitung der Baumwolle im eigenen Land ist in den meisten afrikanischen Ländern verschwindend gering. Damit gehört Afrika als Ganzes zu den wichtigsten Baumwollexporteuren weltweit. Während also in den afrikanischen Staaten vor allem die ersten zwei Produktionsstufen (Anbau und industrielle Entkörnung der Rohbaumwolle) vertreten sind, finden die weiteren industriellen Verarbeitungsstufen mit einem höheren Wertschöpfungsanteil in anderen Weltregionen statt.

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Dennoch gibt es eine afrikanische Textil- und Bekleidungsindustrie. Sie hat auf den einheimischen Märkten mit der massiven Konkurrenz durch Altkleiderimporte aus Europa und den USA, aber auch mit den wachsenden Importen von neuen Textilien aus den asiatischen Produktionsländern, insbesondere China, zu kämpfen. Außerdem steht sie im Exportsektor in einem harten internationalen Wettbewerb vor allem mit den asiatischen Produktionsländern: Seit der globalen Wirtschaftskrise vor mehr als 10 Jahren haben die afrikanischen Textil- und Bekleidungsexporte deshalb Weltmarktanteile verloren und lagen im Jahr 2018 laut internationaler Handelsstatistiken nur noch bei rund 1,8 %.  Im Vergleich mit asiatischen Produktionsländern sind die Industrielöhne in vielen afrikanischen Ländern niedrig. Die Produktion findet häufig in Freien Exportzonen statt, wo insbesondere chinesische Unternehmen investieren und produzieren.

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