Der Textil- und Bekleidungssektor gehört zu den wichtigsten Wirtschaftssektoren Sri Lankas. Hier sind über 1 Mio Menschen beschäftigt, davon 2/3 im informellen Bereich. Dies macht etwa 1/3 aller Arbeitsplätze im verarbeitenden Gewerbe aus. Im Jahr 2018 fielen 43% aller Exporte (ca. 5 Mrd.$) auf diesen Sektor, dabei ist die EU wichtigster Exportmarkt (ca. 2,1 Mrd.$)
Sri Lanka hat die ILO – Kernarbeitsnormen ratifiziert, dennoch werden systematisch Menschen- und Arbeitsrechte verletzt. Obwohl die gesetzliche wöchentliche Höchstarbeitszeit bei 57 Stunden (inkl. Überstunden) liegt, berichten Arbeiter*innen von 80-Stunden-Wochen, von regelmäßigen 16-Stunden-Schichten, bei Termindruck sogar von angeordneter Arbeit rund um die Uhr. Da die Arbeiter*innen vom gesetzlichen Mindestlohn (34 Euro / 2021) nicht leben können, sind sie auf die Ableistung von Überstunden angewiesen. Nach Berechnungen der Asia Floor Wage Alliance liegt ein existenzsichernder Lohn bei 259 Euro (Stand 2022). Die Schwere der Notlagen zeigt sich auch daran, dass viele Arbeiterinnen einen Ausweg in der Prostitution suchen.
Ein besonderes Problem liegt in der Situation in den sog. Freihandelszonen. Die Arbeiter*innen leben dort oft unter prekären Bedingungen und müssen für ihre Unterkünfte hohe Mieten bezahlen, gewerkschaftliche Organisierung wird erschwert.
Die Corona-Krise hat auch die ArbeiterInnen in Sri Lanka hart getroffen, durch Fabrikschließungen, ausstehende Lohnzahlungen und Abfindungen sowie mangelnden Gesundheitsschutz. Gewerkschaften und NOG stellten fest, dass besonders die sog. Freihandelszonen zu Hot Spots für die Ausbreitung von Covid-19 geworden sind, bei unzureichenden Test- und Impfangeboten und fehlenden sicheren Quarantäne-Zentren.
In Sri Lanka lassen u. a. Lidl, Aldi, Adidas, C&A und H&M produzieren.
Quellen: GTAI – CIR – Eigene Recherchen Dietrich Weinbrenner