Am Unglücksort der fünf eingestürzten Textilfabriken in Bangladesch wurden zahlreiche KiK-Textilien in den Trümmern gefunden. „Wir sind schockiert – es zeichnet sich ab, dass KiK innerhalb von nur acht Monaten ein drittes Mal in ein schweres Unglück in einer Textilfabrik involviert ist“, so Frauke Banse von der Kampagne für Saubere Kleidung.
Bisher hat nur eine Firma in Deutschland bestätigt, bis vor Kurzem Lieferbeziehungen in die Fabriken gehabt zu haben: Der Textildiscounter NKD gibt an, bis zum Herbst letzten Jahres von der Fabrik Phantom Apparels Ware bezogen zu haben. Auch für den deutschen Markt wichtige Firmen wie Benetton, Mango oder Primark ließen in den Fabriken produzieren. Auf die beteiligten Unternehmen kommt die Zahlung einer Entschädigungssumme von geschätzten 30 Millionen US-Dollar plus Nothilfebehandlungen zu. Alle beteiligten Unternehmen sind aufgerufen, umgehend mit den Gewerkschaften in Bangladesch in Kontakt zu treten, um die nächsten Schritte zu besprechen sowie die Nothilfeversorgung zu unterstützen. Alle betroffenen Unternehmen müssen Kompensationen für die Opfer bereitstellen. Diese gilt es entlang bereits entwickelter Standards mit den bangladeschischen Gewerkschaften und der internationalen Gewerkschaftsvereinigung IndustriALL schnellstmöglich auszuhandeln.
Das Unglück in dem Gebäude Rana Plaza zeigt erneut, wie unzureichend private soziale Auditierungen sind. Zwei der Fabriken wurden im Auftrag der Business Social Complience Initiative (BSCI) auditiert, in der über 1000 große Unternehmen Mitglied sind wie z.B. Otto, Aldi und Lidl. Auch der TÜV Rheinland prüfte zwei der Fabriken in dem Hochhaus in den letzten Jahren und stellte keine Baumängel fest. Allerdings sei dies auch nicht Bestandteil der Prüfung, gab TÜV Rheinland bekannt, sondern die Prüfungen beziehen sich auf „soziale und ethische Kriterien der Arbeitsgestaltung“. Die Prüfungen verlangen aber die Überprüfung von Betriebsgenehmigungen, also der Dokumentation und es fehlt bei dem Rana Plaza Gebäude die Abnahme durch die staatliche Aufsichtsbehörde RAJUK. „Dies zeigt wie oberflächlich Audits durchgeführt werden“, kritisiert Gisela Burckhardt von der Kampagne für Saubere Kleidung. Um weitere Unglücke zu vermeiden, ist es dringend nötig, dass die Unternehmen endlich das verbindliche Abkommen zum Gebäude- und Brandschutz unterzeichnen, das schon vor zwei Jahren von lokalen und internationalen Gewerkschaften und Arbeitsrechtsorganisationen in Bangladesch erarbeitet worden ist und das bisher nur PVH (Tommy Hilfiger und Calvin Klein) und Tchibo unterzeichnet haben“, so Burckhardt weiter.
„Andere Unternehmen wurden ebenfalls aufgefordert, das Abkommen zu unterstützen; aber sie wollen nicht unterschreiben und reden sich mit eigenen Verbesserungsmaßnahmen heraus. Dass diese nicht wirken, zeigt sich ja jetzt angesichts der erneuten Katastrophe“, so Kirsten Clodius, Referentin der Kampagne für Saubere Kleidung. Das Abkommen sieht unter anderem unabhängige Gebäudeinspektionen, Trainings zu Arbeitsrechten, öffentliche Auskunftspflicht und eine Überarbeitung der Sicherheitsstandards vor.