Der deutsche Discounter Aldi und die Regierung in Bangladesch sollen dafür Sorge tragen, dass die über 1000 Mitarbeiterinnen der Swan-Garments- und der Swan-Jeans-Fabriken endlich ihre unbezahlten Monatslöhne und Entschädigungen erhalten. Das fordert die Kampagne für Saubere Kleidung.
Bereits am 11. Juli sind die Arbeiterinnen der Swan-Fabriken vor dem Dhaka-Presse-Club in einen Sitzstreik getreten, der bis heute andauert und die Regierung Bangladeschs zum Handeln bewegen soll. Am Ende dieser Woche wollen die Demonstranten ihr Anliegen bei einem Treffen mit dem Arbeitsminister vorbringen. Swan Garments und Swan Jeans sind Teile der Swan-Gruppe, der drei weitere Fabriken in der Umgebung Dhakas gehören. Auf deren Webseite findet sich eine lange Liste europäischer Marken, die seit geraumer Zeit Einkäufer der Gruppe sind, unter anderem Lidl, Next, Bestseller, Dunnes und Walmart. Arbeiterinnen bestätigten zudem, dass sie im Monat vor der Schließung für Aldi, Piazza Italia und Motivi arbeiteten.
Nach drei Jahrzehnten des Wirtschaftens in Bangladesch geriet die Swan-Gruppe das erste Mal 2014 in Schwierigkeiten, als viele ihrer langjährigen internationalen Einkäufer die Bestellungen einstellten. Seitdem ist die Gruppe von subcontracting Aufträgen abhängig, also Aufträgen, die andere Fabriken an sie weiterreichen. Im Januar 2015 stoppte die Swan Gruppe plötzlich die Zahlung der Löhne. Am 9. Juli versuchte der chinesische Besitzer der Swan-Gruppe Ming Yuen Hon (Toby) das Land zu verlassen, doch Arbeiter_innen hielten ihn am Flughafen auf und brachten ihn zurück in die Fabrik. Hon wurde so gezwungen, den Arbeiterinnen zumindest ein Monatsgehalt auszuzahlen, am 10. April wurden die beiden genannten Fabriken jedoch unrechtmäßig geschlossen. Laut seiner Familie soll Hon sich in den vergangenen Wochen das Leben genommen haben.
Seit dem 19. April demonstrieren die Arbeiterinnen für die Zahlung ihrer Löhne und die Wiedereröffnung der Fabrik. Mehrere Hundert von ihnen haben sich zu einem Sitzstreik vor dem Dhaka-Presse-Club versammelt, damit ihnen nicht das gleiche Schicksal droht wie den Arbeiterinnen der Tuba-Gruppe. Diese traten im vergangenen Jahr in den Hungerstreik, um die ihnen zustehenden Löhne und Entschädigungszahlungen zu erhalten.
Die Demonstration dauert seit dem 12. Juli an, Polizisten versuchten, sie gewaltsam aufzulösen. „Es ist typisch, dass wir mit Repressionen rechnen müssen, wenn wir für die Rechte von Arbeiterinnen aufstehen. So hat die Polizei Arbeiterinnen während der Proteste verletzt“, sagte Joly Talukder, Generalsekretärin des Garment Workers Trade Union Centre in Bangladesch. „Die Arbeiterinnen haben bereits Tage und Nächte lang gesessen, auch bei starkem Regen. Die Regierung ignoriert die Proteste und die Bedürfnisse von Arbeiterinnen und hat keine Schritte unternommen, der absolut legalen Frage nach Zahlung der Schulden nachzukommen.“
Das Arbeitsministerium und der Verband der Kleidungshersteller und Exporteure in Bangladesch (BGMEA) versprachen zwar, Schritte zu unternehmen, um den Konflikt um die nicht gezahlten Löhne zu lösen. Jedoch warten die Arbeiterinnen auch nach dem Fest des Fastenbrechens noch immer vergeblich auf Zahlungen.
Seit dem Rana-Plaza-Einsturz weitet sich das Problem der plötzlichen und unrechtmäßigen Schließungen von Textilfabriken in Bangladesch aus – denn der Wandel des Industriezweiges ist mit Auflagen verbunden. Diese Schließungen führen dazu, dass Tausende von Beschäftigten arbeitslos werden und ihnen der verdiente Lohn vorenthalten wird. Bis heute haben Regierung oder Internationale Marken und Händler kaum etwas unternommen, um sicherzustellen, dass die Arbeiterinnen ihren wohl verdienten Lohn erhalten.
„Swan Garments ist eine von vielen Fabriken in Bangladesch, die in den vergangenen Jahren unrechtmäßig geschlossen wurden. In den meisten Fällen bleiben die Arbeiterinnen mit nichts zurück – sie erhalten nicht einmal die Löhne und Abfindungen, die ihnen zustehen.“, erklärt Samantha Maher von der Kampagne für Saubere Kleidung. „Es ist inakzeptabel, dass wieder einmal Arbeiterinnen den Preis für das schlechte Management der Fabriken, die unmöglichen Forderungen der Einkäufer und die Untätigkeit der Regierung zahlen müssen. Wir appellieren an Aldi und den Arbeitsminister, Gerechtigkeit für die Swan-Arbeiterinnen zu schaffen“, unterstreicht Gisela Burckhardt, FEMNET und Mitglied der Kampagne für Saubere Kleidung in Deutschland.
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