Im März 2020 wurde das jährliche Aktionstreffen der Kampagne für Saubere Kleidung spontan ins Internet verlegt. Dies war mein allererstes Online-Meeting und im Rückblick finde ich das regelrecht komisch. Im letzten Jahr ist also viel passiert und das spiegelte sich beim diesjährigen Aktionstreffen wider, bei dem wir uns deutschlandweit digital getroffen und vernetzt haben.
Corona war auch beim ersten Vortrag des Treffens Thema, denn wir wurden über den Einfluss der Pandemie in der Textilindustrie informiert. Da zahlreiche Marken ihre Aufträge stornierten und keine weiteren Bestellungen platzierten, wurden sehr viele Arbeiter*innen entlassen, zumeist ohne weitere Bezahlung oder Abfindung, sodass viele von ihnen hungern müssen. Im Anschluss konnten wir mit Arbeitsrechtsvertreter*innen und/oder Forscherinnen aus der Ukraine, Kroatien, Serbien und Guatemala ins Gespräch kommen. Leider war die Zeit sehr kurz.
Abends ließen wir das letzte Jahr Revue passieren, indem wir Fotos und Videos von allen Regionalgruppen anschauten. Schwerpunkt im Jahr 20/21 waren die Kampagnen „Pay Up“ und „Pay Your Workers“, mit denen wir auf die Ungerechtigkeit aufmerksam machten, dass für die Folgen der Pandemie hauptsächlich die Arbeiter*innen zahlen müssen, die aufgrund ausbeuterischer Bedingungen schon vor der Pandemie zu wenig hatten und darum auf keinerlei Reserven zurückgreifen können. Natürlich fand ein Großteil der Kampagne über Social Media statt.
In den Workshops am nächsten Vormittag gab es die Möglichkeit, sich über Textilkunst, Videodreh, Rechtliche Grundlagen und Tanz weiterzubilden. Ich war im Workshop über Videodreh und fand es spannend ein bisschen hinter die Kulissen zu blicken. Wir erhielten auch ein Handout mit wichtigen Tools. Irgendwann werde ich mein erstes cooles Protestvideo drehen!
Nachmittags wurde es konkret. Im Rahmen der Kampagne „Pay Your Workers“ setzten lokale Gruppe unter Einhaltung der Corona-Regeln die Theorie in die Praxis um. Es gab auch eine Online Gruppe für diejenigen, die gerade nicht an eine lokale Gruppe angebunden waren. In Berlin trafen wir uns vor dem Nike Store an den Hackeschen Höfen und protestierten mit Plakaten und Flyern. Wir wurden gebeten nicht direkt am Schaufenster zu stehen und ein paar interessierte Passant*innen nahmen Flyer mit und/oder wollten uns fotografieren.
Abends haben wir uns den Film „Made in Bangladesh“ anschauen dürfen, der ab Mai in den Kinos laufen soll. Schaut ihn Euch an, denn er geht unter die Haut!
Am Sonntag beschäftigten wir uns mit der Planung des nächsten Jahrs. Es wird bestimmt trotz Corona sehr ereignisreich. So wollen wir unter anderem, am 24.4. den Opfern von Rana Plaza gedenken, uns für ein wirksameres Lieferkettengesetz einsetzen, uns gegen den Prozente- und Konsumwahn am Black Friday einbringen und vieles mehr. Wer sich uns anschließen möchte und bei einer oder vielen Aktionen teilnehmen will, ist herzlich eingeladen, sich für unseren Newsletter einzutragen.
Spannend ist auch, dass die gesamte CCC in Deutschland nun in einem Verein organisiert wird, in dem alle Regionalgruppen registriert sind. Über die Plattform WECHANGE werden wir uns zukünftig vernetzen, aber es wird auch weiterhin Emails und Newsletter geben Und irgendwann gibt‘s dann hoffentlich auch wieder reale Treffen!
Wir freuen uns immer über neue Mitstreitenden!
Von Silvia Weber, Regionalgruppe Berlin & Aktionstreffen 2021 Orgateam-Mitglied