20180109 Armani@Hannover 01 70.000 Menschen fordern Armani und Primark auf, ihre Lieferketten offenzulegen Kampagne für Saubere Kleidung | Clean Clothes Campaign Germany

70.000 Menschen fordern Armani und Primark auf, ihre Lieferketten offenzulegen

70.000 Menschen appellieren an die großen Bekleidungsmarken und Einzelhändler Armani, Primark, Urban Outfitters, Forever 21 und Walmart Transparenz zu ihrem Neujahrsvorsatz zu machen und die Fabriken zu veröffentlichen, die ihre Kleidung produzieren. Den ganzen Januar über geben Aktivist*innen der Luxusmarke Armani und dem Billig-Hersteller Primark goldene Geschenkkartons mit Unterschriften über. Auch andere Marken dürfen jederzeit mit Unterschriften auf ihren Türschwellen rechnen.

Die goldenen Geschenkkartons mit den Unterschriften sind der Höhepunkt der globalen #GoTransparent-Kampagne von Human Rights Watch, der Clean Clothes Campaign und dem International Labor Rights Forum. Die Kampagne führte einen globalen Minimal-Standard für Transparenz im Kleidungssektor ein – den „Apparel And Footwear Supply Chain Transparency Pledge“ (Kodex für Transparenz in den Zulieferketten der Bekleidungs- und Schuhinudstrie) und überzeugte 17 Marken, Informationen über ihre Zuliefererfabriken einschließlich Adressen und Anzahl an Arbeiter*innen, zu veröffentlichen.

Die #GoTransparent-Kampagne zielte vor allem auf die fünf Markenunternehmen Armani, Primark, Urban Outfitters, Forever 21 und Walmart ab, die als besonders verschwiegen über ihre Lieferkettendaten gelten und eine Verpflichtung zu einer transparenteren Lieferkette und die Unterzeichnung des Transparency Pledge ablehnten.

Die Informationen, die der Transparency Pledge offenlegen will, sind für Arbeiter*innen und Aktivist*innen unabdingbar, um Markenunternehmen auf Arbeitsrechtsverletzungen in ihren Lieferketten hinzuweisen. Transparenz in den Lieferketten hilft, solch dramatische Zustände wie nach dem Einsturz des Rana-Plaza-Gebäudes in Bangladesch 2013 zu verhindern, als Arbeiter*innen und Aktivist*innen in den Ruinen nach Einnähern und Schildchen mit Hinweisen auf die Markenunternehmen suchten. Sie mussten ihr Leben riskieren, um aufzudecken, wer für die Tragödie verantwortlich war.

Die fünf angesprochenen Unternehmen scheinen dem zunehmenden Trend zu mehr Transparenz in der Bekleidungsindustrie hinterherzuhinken. Vor einem Jahrzehnt begannen Universitäten in den USA mehr Transparenz von den Herstellerunternehmen ihrer Universitätskleidung zu fordern. Immer mehr globale Marken unternehmen die notwendigen Schritte in, um die internationalen Standards einer transparenten Lieferkette zu berücksichtigen. Einige Marken, die zuvor null Informationen offenlegten, entschieden sich 2017 den „Transparency Pledge“ zu hundert Prozent umzusetzen – unter ihnen ASICS, ASOS, Clarks, New Look, Next und the Pentland Brands. ASOS fasst die Beweggründe dieser Marken zusammen: „Alle Wege weisen in Richtung Transparenz. Wenn unser Verhalten in der Modeindustrie nicht gut genug ist um unseren Konsumenten davon zu erzählen, dann ist es einfach nicht gut genug.“

Ben Vanpeperstraete von der Clean Clothes Campaign sagt: „Jede Marke die sich weigert Informationen über ihre Lieferkette zu teilen offenzulegen, sollte für Konsument*innen ein rotes Tuch darstellen. Was verbergen diese Marken? Wissen sie überhaupt wo ihre Kleidung herkommt? Wenn Markenunternehmen die notwendigen Schritte umsetzen, um Arbeitsmissbrauch in den Lieferketten vorzubeugen, dann sollten ein großes eigenes Interesse daran haben, detaillierte Informationen über ihre Fabriken und Arbeiter*innen, die die Kleidung herstellen auch in der Öffentlichkeit mitzuteilen.“

**Update 09.02.2018**

#GoTransparent erzielte Erfolg: Primark veröffentlicht eine Liste seiner Lieferanten. Zwar verrät Primark nicht, was genau wo gefertigt wird und unter welchen Bedingungen. Doch gibt die Website immerhin einen Einblick in das Lieferantennetzwerk der Kette. Die Clean Clothes Campaign erwartet, dass der Schritt dabei helfen kann, die Arbeitsbedingungen in den Fabriken zu verbessern. Viele Konkurrenten waren allerdings schneller. Dennoch: Wer sich gefragt hat, wo das Fast Fashion Label Primark ein T-Shirt für 2,50 Euro oder eine Jeans für 10 Euro herbekommt, kann sich jetzt im Internet einen Überblick verschaffen. Auf der Konzern-Homepage veröffentlichte das Unternehmen Namen und Adressen von mehr als 900 Fabriken in 31 Ländern, die für ihn arbeiten.

Transparenz ist ein wichtiger Schritte, um Probleme festzustellen und abzustellen. Allerdings weitere müssen folgen: Primark muß sich selbst konkrete öffentlich Ziele setzen, was das Unternehmen tun will, um etwa existenzsichernde Löhne für die Beschäftigen in den Fabriken sicherzustellen, die Realität dann unabhängig überprüfen lassen und über die Entwicklung auch öffentlich Rechenschaft ablegen.

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