Afrika

Olivier Girard CIFOR flickr.com Afrika Kampagne für Saubere Kleidung | Clean Clothes Campaign GermanyFür rund 20 Mio. Menschen in Sub-Sahara-Afrika bildet der Baumwollanbau die Lebensgrundlage, wenn auch nur eine prekäre. In den afrikanischen Anbaugebieten wird Baumwolle vor allem von kleinbäuerlichen Betrieben angebaut. Die fünf wichtigsten Anbauländer in Afrika sind Burkina Faso, Mali, die Cote d’Ivoire, Kamerun und Ägypten. Weniger als ein Prozent der Baumwolle wird nach Bio- und/oder Fairtrade-Standards angebaut. Knapp die Hälfte der Produktion ist nach dem Standard „Cotton made in Africa“ zertifiziert.

Von der Aussaat bis zur Ernte werden die meisten Arbeitsschritte manuell durchgeführt, was die afrikanische Baumwolle zu einem sehr arbeitsintensiven Produkt macht. In US-Berichten zu Kinder- und Zwangsarbeit taucht immer wieder der Baumwollsektor auf: Kinderarbeit wird im Baumwollsektor Benins, Burkina Fasos, Ägyptens und Malis festgestellt, in Benin und Burkina Faso zusätzlich auch Zwangsarbeit.

Der größte Teil der afrikanischen Baumwollfasern (80 – 90 Prozent) wird zur Weiterverarbeitung exportiert, überwiegend in asiatische Länder wie China, Indien, Bangladesch, Vietnam oder Indonesien – von wo die afrikanische Baumwolle dann in Form von Baumwollbekleidung ihren Weg nach Europa findet. Die Weiterverarbeitung der Baumwolle im eigenen Land ist in den meisten afrikanischen Ländern verschwindend gering. Damit gehört Afrika als Ganzes zu den wichtigsten Baumwollexporteuren weltweit.

Massive Konkurrenz für Afrikas Textil- und Bekleidungsindustrie

Während also in den afrikanischen Staaten vor allem die ersten zwei Produktionsstufen (Anbau und industrielle Entkernung der Rohbaumwolle) vertreten sind, finden die weiteren industriellen Verarbeitungsstufen mit einem höheren Wertschöpfungsanteil in anderen Weltregionen statt.

Dennoch existiert auch in vielen afrikanischen Staaten eine Textil- und Bekleidungsindustrie. Allerdings hat diese auf den einheimischen Märkten mit der massiven Konkurrenz durch Altkleiderimporte aus Europa und den USA, aber auch mit den wachsenden Importen von neuen Textilien aus den asiatischen Produktionsländern, insbesondere China, zu kämpfen.

Außerdem steht sie im Exportsektor in einem harten internationalen Wettbewerb vor allem mit den asiatischen Produktionsländern. Im Vergleich mit asiatischen Produktionsländern sind die Industrielöhne in vielen afrikanischen Ländern niedrig. Die Produktion findet häufig in Freien Exportzonen statt, wo insbesondere chinesische Unternehmen investieren und produzieren.

Marokko, Tunesien und Ägypten: wichtige Exportnationen

In einer Fabrik sitzen eine Frau und ein Mann vor einem Haufen weißen Stoffs. Sie tragen Masken.
Dietrich Weinbrenner (re) zu Besuch in einer Textilfabrik in Äthiopien.

Insbesondere die Exporte von nordafrikanischen Staaten wie Marokko, Tunesien und Ägypten profitieren von der Nähe zu Europa („Near-Shoring“). Dies spiegelt sich auch darin, dass diese drei Länder zu den wichtigsten Bekleidungsexporteuren Afrikas‘ gehören.

Mit dem Wachstum der Textil- und Bekleidungsindustrie nehmen soziale und ökologische Probleme zu. So trägt die Textil- und Bekleidungsindustrie zum Beispiel zu wachsenden ökologischen Problemen durch die Industrieabwässer bei. Ob es gelingt, die noch in Kinderschuhen steckende afrikanische Textil- und Bekleidungsindustrie unter Einhaltung sozialer und ökologischer Standards auf- und auszubauen, ist trotz des Engagements von Nachhaltigkeitsstandards wie der Fair Wear Foundation in Tunesien oder dem ZDHC (Zero Discharge of Hazardous Chemicals – Null-Emission gefährlicher Chemikalien) in Äthiopien noch offen.

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Beitragsbilder: © Olivier Girard, CIFOR, flickr.com; © VEM/Dietrich Weinbrenner