Just Fashion Werkstatt Just Fashion Werkstatt | Qualifizierungsreihe zu Menschenrechten und Machtverhältnissen in der Modeindustrie Kampagne für Saubere Kleidung | Clean Clothes Campaign Germany

Qualifizierungsreihe zu Menschenrechten und Machtverhältnissen in der Modeindustrie

Wie entstehen unsere Kleidungsstücke – und welche Spuren hinterlassen sie?

Hinter jedem Kleidungsstück stehen Menschen, Ressourcen und Entscheidungen. Anders gesagt: Mode ist politisch: Wenn du verstehen willst, wie Mode mit globaler Ungleichheit, Umweltzerstörung und Menschenrechtsverletzungen verknüpft ist – und was sich ändern muss, dann bist du hier genau richtig.

Ob du in der Bildungsarbeit tätig bist, Teil des Modesystems bist oder dich aus persönlichem Interesse mit dem Thema Mode und Menschenrechte beschäftigst: Die Just Fashion Werkstatt bietet dir fundiertes Wissen, Raum für Austausch und neue Handlungsperspektiven.

In sechs Modulen erhältst du vertiefte Einblicke in die Auswirkungen der globalen Bekleidungsindustrie – auf Mensch, Umwelt und Gesellschaft. Gemeinsam nehmen wir Lieferketten, Arbeitsbedingungen, Umweltfolgen und politische Rahmenbedingungen unter die Lupe. Dabei diskutieren wir auch feministische und systemkritische Perspektiven.

Gemeinsam entwirren, neu verweben, solidarisch handeln:

In der Qualifizierungsreihe hinterfragen wir Machtverhältnisse, reflektieren blinde Flecken – und entwickeln Ideen für einen gerechten Wandel: als Bürger*innen, Pädagog*innen, Aktivist*innen oder Produzent*innen.

Wer mindestens 4 von 6 Modulen abschließt, erhält eine Bescheinigung.

Hamburg 2025

In diesem Einstiegsmodul wird die textile Lieferkette als komplexes globales Netzwerk und den damit verbundenen sozialen und ökologischen Dimensionen sichtbar gemacht. Wir verfolgen die Stationen eines Kleidungsstücks von der Faser bis zur Entsorgung: Baumwollfeld, Chemiefaserfabrik, Näherei, Versandzentrum – und schließlich der Kleiderschrank und Altkleidercontainer. Das Modul bietet auch Raum für Kennenlernen und erste Reflexion. Gleichzeitig sensibilisiert es für blinde Flecken im Begriff der „Lieferkette“: Wer legt eigentlich fest, wo sie anfängt und endet – und wessen Perspektiven fehlen dabei oft?

Referent*innen:

  • Theresa Haschke – Referentin für sozial-ökologische Transformation bei der Romero Initiative.
  • Thomas Ahlmann – Geschäftsführer,  FairWertung

Wie arbeitet die Kampagne für Saubere Kleidung? Welche Kämpfe und Forderungen stehen im Vordergrund? Wie gelingt es, Unternehmen und politische Entscheidungsträger*innen zur Verantwortung zu ziehen? Wir erhalten Einblicke in die Geschichte, aktuelle Kampagnen und die Arbeitsweise der Clean Clothes Campaign – sowohl aus der Perspektive des deutschen Netzwerks als auch aus einer internationalen Sicht von CCC Turkey.

Im zweiten Teil leitet Vivien Tauchmann ihr „Self-As-Other-Training“ an. Dieses Training vermittelt durch verkörperte Bewegungsabläufe, die an die Routinen von Textilarbeiterinnen angelehnt sind, einen empathischen Zugang zum Arbeitsalltag und den damit verbundenen Belastungen der Arbeiter*innen. Gesellschaftliche Machtverhältnisse werden thematisiert, mit dem Ziel, Empathie, Selbstreflexion und solidarisches Handeln zu fördern.

Referent*innen:

  • Bego Demir, Aktivist, Koordinator von Temiz Giysi Kampanyası (Clean Clothes Campaign Turkey) und ehemaliger Textilarbeiter.
  • Vivien Tauchmann, unabhängige Designerin und Bewegungskünstlerin.
  • Helen Gimber, Koordinatorin, Kampagne für Saubere Kleidung

Von der Herstellung über den Konsum bis hin zur Entsorgung von Kleidung entstehen massive Umweltbelastungen: Treibhausgasemissionen, Wasserverschmutzung, Mikroplastik, giftige Chemikalien und gesundheitliche Risiken sind nur einige der Herausforderungen. Textilien zählen zu den ressourcenintensivsten Konsumgütern – mit gravierenden Folgen, vor allem außerhalb der EU. Im diesen Modul werfen wir einen kritischen Blick auf die globalen Auswirkungen der Modeindustrie auf Umwelt. Wir beleuchten, wie genau die Kleidung, die wir tragen, zur Klimakrise beiträgt – und was sich ändern muss.

Referent*innen:

  • Moritz Jäger-Roscho, Kampaigner Ressourcenschutz und Kreislaufwirtschaft, Greenpeace
  • Alexandra Caterbow, Co-Direktorin von Health and Environmental Justice Support e.V. (HEJSupport)

Wer designt Mode – und für wen? Wie wirkt das Patriarchat in der Gestaltung, Produktion und Vermarktung von Mode? Welche kolonialen Kontinuitäten prägen globale Produktionsketten, Schönheitsideale und Konsummuster? Dieses Modul untersucht die Modebranche im Zusammenhang mit gesellschaftlicher und globaler Machtverhältnissen. Wir hinterfragen wir die systemischen Ursachen von Ausbeutung, Umweltzerstörung und Diskriminierung im globalisierten Modesystem, schärfen systemkritische Perspektiven zu und diskutieren über Alternativen zum Status Quo.

Referent*innen:

  • Dr. Dagmar Venohr, Schneiderin und Kulturwissenschaftlerin
  • Dr. Tania Mancheno, Assoziierte Wissenschaftlerin der Forschungsstelle „Hamburgs (post-)koloniales Erbe“, Universität Hamburg
  • Lisa Jaspers, Sozialunternehmerin und Gründerin des Fair Fashion Labels FOLKDAYS

Wie lassen sich Menschenrechte und Umweltstandards in der globalen Modeindustrie wirksam schützen? Dieses Modul beleuchtet die Rolle von Textilsiegeln, Zertifizierungen und gesetzlichen Regelungen wie dem deutschen und europäischen Lieferkettengesetz. Im Fokus stehen die Möglichkeiten und Grenzen freiwilliger Standards sowie rechtlicher Sorgfaltspflichten – und die Frage, wer deren Einhaltung tatsächlich kontrolliert.

Gemeinsam mit Expert*innen von Fair Wear Foundation und INKOTA-netzwerk diskutieren wir, wie unternehmerische Verantwortung konkret aussehen kann und welche rechtliche Veränderungen es für eine faire textile Lieferkette braucht.

Referent*innen:

Was braucht es für eine radikale Wende? Die Modeindustrie braucht nicht nur Reformen, sondern einen Systemwechsel – ein neues Betriebssystem, das auf Gerechtigkeit, Solidarität und Verantwortung basiert. Wir blicken auf Bewegungen und Initiativen, die Veränderung anstoßen und es geht es u. a. um das Konzept der Just Transition: den gerechten Wandel hin zu einer Modebranche, in der nicht Profit, sondern Mensch und Umwelt im Zentrum stehen.

Zum Abschluss der Reihe schlägt dieses Modul den Bogen über alle Themen und wir entwickeln Ideen, wie wir selbst zum Wandel beitragen können – ob in Konsum, Bildung, Organisation oder Politik.

Diese Just Fashion Werkstatt Hamburg wird in Zusammenarbeit mit unserer Hamburger Regionalgruppe und Ev.-Luth. Frauenwerk Hamburg-West/Südholstein organisiert und durchgeführt. 

Die Referent*innen

Thomas Ahlmann ist Geschäftsführer des Vereins FairWertung, dem Netzwerk gemeinnütziger Altkleidersammler und Wiederverwender. Zusammen mit den gemeinnützigen Organisationen setzt er sich für eine nachhaltige Textilindustrie und einen bewussten Umgang mit Bekleidung ein. Mit seinen über 15 Jahren Erfahrung in der Altkleiderbranche verfügt er über eine große Expertise zu den Hintergründen und Zusammenhängen des Alttextilmarktes.

Alexandra Caterbow ist Aktivistin mit Erfahrung in der Umweltpolitik, insbesondere in internationalen und EU-weiten Chemikalienpolitikprozessen. Sie hat Abschlüsse in Politikwissenschaft, Sozialpsychologie und Soziologie sowie in Journalismus. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind Chemikalien- und Abfallthemen sowie nachhaltiger Konsum und Produktion. Sie ist seit vielen Jahren an verschiedenen internationalen Chemikalienpolitikprozessen beteiligt und verfügt über langjährige Erfahrung in der Interessenvertretung. Sie leitete außerdem mehrere große, von EuropeAid und den Vereinten Nationen finanzierte Projekte in Osteuropa, Zentralasien und dem Westbalkan.

Bego began mit 15 Jahren in einer Jeansfabrik zu arbeiten und erlitt durch das Sandstrahlen von Denim schwere Lungenschäden. Statt sich mit den gefährlichen Arbeitsbedingungen abzufinden, gründete er 2008 das Kot Kumlama İşçileri Dayanışma Komitesi (Solidaritätskomitee der Sandstrahlarbeiter*innen) . Sein Einsatz führte nicht nur zu einem landesweiten Verbot des Sandstrahlens in der Türkei, sondern trug auch maßgeblich dazu bei, Rentenansprüche für Arbeiter*innen durchzusetzen, die einem erhöhten Silikose-Risiko ausgesetzt waren. Zudem überzeugte er über 100 internationale Marken davon, Sandstrahlen aus ihrer Produktion zu verbannen.

Durch sein unaufhörliches Engagement deckte Bego weitere systemische Missstände in der Modeindustrie auf – darunter die Ausbeutung von kleinen Produzent*innen, unsichere Arbeitsverhältnisse und Umweltzerstörung durch giftige Chemikalien. 2013 gründete er die Clean Clothes Campaign Türkei – Temiz Giysi Kampanyası , mit dem Ziel, gerechte Arbeitspraktiken in der Textilindustrie durchzusetzen. Um zu zeigen, dass eine nachhaltige und gerechte Produktion möglich ist, gründete er zudem Bego Jeans – eine Marke, die sich für faire Löhne und die umweltschonende Herstellung von Jeans einsetzt.

Hier geht’s zum Porträt über Bego Demir

Ingrid vertritt Fair Wear im deutschsprachigen Raum und engagiert sich im Gesetzgebungsprozess auf deutscher und EU-Ebene, um die Position von Fair Wear zu verantwortungsvollem Geschäftsgebaren zu fördern. Sie verfügt über einen Hintergrund in Textildesign sowie EU- und internationalem Recht und hat für NGOs und in der Wirtschaft gearbeitet. Ingrid lebt in Berlin.

Helen Gimber ist Koordinatiorin der Kampagne für Saubere Kleidung.

Theresa kann Ungerechtigkeit nicht gut ertragen – und kämpft dafür, dass sich was ändert. Sie setzt sich für faire und nachhaltige Lieferketten ein, besonders in der Mode- und Agrarbranche. Ihr Fokus? Geschlechtergerechtigkeit und echte Systemveränderung. Für sie ist klar: Fairer Konsum startet bei uns persönlich – aber darf dort nicht enden. Denn wenn eine ganze Wirtschaftsweise ausbeuterisch ist, helfen Individuallösungen nicht mehr. Just transition now!

Berndt Hinzmann arbeitet beim INKOTA-netzwerk für den Bereich Wirtschaft und Menschenrechte. Es geht dabei zum Beispiel um die Etablierung nachhaltiger Einkaufspraktiken und Existenz sichernde Löhne. Der Zugang zu Recht mittels Beschwerde und Abhilfe für die Beschäftigten ist ebenso ein zentrales Thema. INKOTA arbeitet deshalb in  mit Partnern in Indien oder im Bündnis für nachhaltige Textilien. Mit der Plattform Textile-Incidents.info veröffentlichen wir Fälle von Menschenrechtsverletzungen und bestehende Risiken. Denn Unternehmen stehen in der Pflicht die Risiken in ihrer Lieferkette abzustellen.

Moritz Jäger-Roscho, Jahrgang 1991, studierte Wirtschaftsingenieurwesen an der Technischen Universität Hamburg mit dem Schwerpunkt Nachhaltigkeit in Lieferketten. Er forschte sechs Jahre zum Management von Lieferketten im Kunststoffrecycling und zum Einfluss von Regulierung auf das Recyclingsystem. Seit 2024 arbeitet Jäger-Roschko im Konsumwende-Team von Greenpeace, aktuell mit den Schwerpunkten Plastik und Fast Fashion.

Lisa Jaspers ist Sozialunternehmerin und Gründerin des Fair Fashion Labels FOLKDAYS. Ziel ist es, das Konzept von Fair Trade für eine jüngere Zielgruppe attraktiv zu machen. Außerdem startete sie die Initiative #fairbylaw, die sich für ein deutsches Lieferkettengesetz stark gemacht hat. Sie ist gemeinsam mit Co-Autorin Naomi Ryland Co-Autorin des Buchs „Starting a Revolution. Was wir von Unternehmerinnen über die Zukunft der Arbeitswelt lernen können“ und lebt in Berlin.

Dr. Tania Mancheno ist assoziierte Wissenschaftlerin im Bereich Globalgeschichte an der Universität Hamburg. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen auf kolonialem Erbe, Migration und postkolonialer Theorie. Sie arbeitet an der Schnittstelle von Wissenschaft und politischer Bildung und engagiert sich in antirassistischer Aufklärungsarbeit – etwa durch Vorträge, Stadtrundgänge und Publikationen.

Vivien Tauchmann ist unabhängige Designerin und Bewegungskünstlerin. Sie arbeitet lehrt und forscht an der Schnittstelle von Design und politischer, soziokultureller Bildung und fokussiert gesellschaftspolitische Beziehungen durch verkörpernde und somatische Ansätze. Seit 2016 ist sie im Netzwerk der Clean Clothes Campaign sowohl lokal als auch international aktiv und koordinierte unter anderem 2022-23 die Pay-Your-Workers-Kampagne in Deutschland.

Freischaffend tätig, arbeitet sie sowohl mit zivilgesellschaftlichen Initiativen als auch kulturellen Organisationen, sowie Hochschulen zusammen. Derzeit lebt sie zwischen Leipzig, Berlin und Istanbul.

Dr. Dagmar Venohr ist Schneiderin und Kulturwissenschaftlerin, lehrt Modetheorie und Textillehre und engagiert sich im netzwerk mode textil e.V. und der fair fashion factory.

Hamburg

Just Fashion Werkstatt Hamburg 2025

  • 30. August: Modul #01

    Die Reise eines Kleidungsstücks – eine Einführung in die globale Textilindustrie

  • 13. September: Modul #02

    Unsicher und unterbezahlt – Arbeitsrechte und -kämpfe in der Bekleidungsindustrie

  • 11. Oktober: Modul #03 I online

    Der hohe Preis von Kleidung – Umweltzerstörung und Klimakrise

  • 08. November: Modul #04 I online

    Mode und Macht – intersektionale Systemkritik

  • 22. November: Modul #05 I online

    Von Siegeln und Sorgfaltspflichten – zwischen Freiwilligkeit und Verpflichtung

  • 13. Dezember: Modul #06

    Power Shift – Wege in ein gerechtes und nachhaltiges Modesystem

Jeweils 11 bis 17 Uhr.

Das Programm auf einen Blick

Programm der Just Fashion Werkstatt Hamburg

Kontakt

Helen Helen Gimber Kampagne für Saubere Kleidung | Clean Clothes Campaign Germany

Helen Gimber

Koordinatorin, Kampagne für Saubere Kleidung

Sprich mich dazu an: Arbeit der deutschen Kampagne für Saubere Kleidung und der internationalen Clean Clothes Campaign | Qualifizierungsreihe: Just Fashion Werkstatt | Mitarbeit im Netzwerk | Regionalgruppen

Ich arbeite von Berlin aus.

E-Mail:koordination [ät] saubere-kleidung.de

Tel.:+49 (0)1511-64 739 42

Mitwirkende

Die Just Fashion Werkstatt wird jeweils mit unterschiedlichen lokalen Partner*innen organisiert und durchgeführt. Die Idee baut auf der „Slow Fashion Coach“-Qualifizierung auf, einer Initiative unserer Kieler Regionalgruppe, die gemeinsam mit der Hamburger Gruppe erprobt und weiterentwickelt wurde.

Gefördert durch:

 

FEB BMZ Brot fuer die Welt Foerderhinweis Just Fashion Werkstatt | Qualifizierungsreihe zu Menschenrechten und Machtverhältnissen in der Modeindustrie Kampagne für Saubere Kleidung | Clean Clothes Campaign Germany
KED Nordkirche Brot fuer die Welt Foerderhinweis Just Fashion Werkstatt | Qualifizierungsreihe zu Menschenrechten und Machtverhältnissen in der Modeindustrie Kampagne für Saubere Kleidung | Clean Clothes Campaign Germany