Sind die Opfer der Katastrophe von Rana Plaza inzwischen angemessen entschädigt? Haben sich die Arbeitsbedingungen in Bangladeschs Textilfabriken seitdem verbessert? Was wurde erreicht? Was ist noch zu tun? Zum dritten Jahrestag des Unglücks veröffentlicht die Clean Clothes Campaign (CCC) eine Bestandsaufnahme.
Am 24. April 2013 stürzte die Rana-Plaza-Fabrik, die für europäische und nordamerikanische Unternehmen produzierte, zusammen – 1.134 Menschen starben, Tausende wurden verletzt. Seit drei Jahren kämpft die CCC gemeinsam mit Überlebenden und Angehörigen der Todesopfer um Entschädigungen. Zusammen mit Gewerkschaften hat sie Unternehmen zur Unterzeichnung des Bangladesh ACCORD gedrängt – ein gesetzlich verbindliches Abkommen, das die Textilfabriken des Landes sicherer machen soll. Außerdem unterstützt die Kampagne lokale Gewerkschaften – oft schikaniert und unterdrückt – darin, ihr Recht auf Versammlungsfreiheit durchzusetzen.
Der Bericht Rana Plaza Three Years On: Compensation, Justice and Workers‘ Safety zeigt Fortschritte und Maßnahmen auf, die Fabriken in Bangladesch künftig sicherer machen sollen. Die Ergebnisse der Arbeit des ACCORDs sind beeindruckend. Das Team hat 1.589 Fabriken untersucht und über hunderttausend Gefahrenquellen ausgemacht. Obwohl Reparaturen dringend erforderlich sind, bemühen sich Fabriken und einkaufende Unternehmen kaum darum: Fast alle Fabriken hinken den vereinbarten Reparatur-Plänen hinterher und lediglich sieben haben bemängelte Sicherheitslücken behoben. Arbeitsrechtsgruppen monieren, dass etliche Fabriken noch immer keine Notausgänge hätten.
Die CCC appelliert an alle Unterzeichner des ACCORDs, die Missstände umgehend zu beheben. Ein weiterer Fokus liegt auf dem Rana-Plaza-Arrangement vom September 2013 – darüber konnten den Toten und Vermissten sowie Überlebenden des Unglücks 18,5 Millionen US-Dollar ausgezahlt werden, 1,5 Millionen US-Dollar sind in neue medizinische Versorgungssysteme geflossen. Weitere 12,4 Millionen US-Dollar hat der irische Textil-Discounter Primark Mitarbeiter_innen der New Wave Bottoms Factory gezahlt. Allerdings kämpfen Angehörige der Opfer noch immer für ausstehende Entschädigungen. Zahlreiche Klagen wurden eingereicht, doch die Verhandlungen sind zäh. Die Clean Clothes Campaign setzt sich weiter dafür ein, dass lokale Gerichte und Regierung sowie die internationale Gemeinschaft die Verhandlung dieser Fälle vorantreiben. Obwohl in den vergangenen drei Jahren einiges erreicht wurde, bleibt noch viel zu tun.
Die Clean Clothes Campaign ruft dazu auf, die Kräfte, die der Fabrikeinsturz von Rana Plaza freigesetzt hat, weiter zu stärken. Solange, bis die Fabriken in Bangladesch und die Arbeiter_innen vor Ort endlich sicher sind. „Es ist wichtig, dass die Zivilgesellschaft in Europa weiterhin aufmerksam bleibt. Unglücke wie Rana Plaza dürfen sich nicht wiederholen. Deshalb macht auch FEMNET beim globalen Aktionstag am 3. Mai 2016 mit, der H&M an das kurz nach dem Unglück gegebene Versprechen erinnern soll, seine Zulieferbetriebe sicher zu machen“, sagt FEMNET-Pressereferentin Kristina Klecko.
Bericht „Rana Plaza 3 years on“
Kontakt:
Gisela Burckhardt, FEMNET
gisela.burckhardt@femnet-ev.de
Tel.: 0152 01774080