Überlebende und Hinterbliebene des Tazreen Fabrikbrandes nach vier Jahren endlich entschädigt

Die Stiftung für die Entschädigung der Tazreen Opfer (Tazreen Claims Administration Trust, TCA) hat ihre Arbeit abgeschlossen und alle verletzten ArbeiterInnen und Hinterbliebene haben Entschädigungszahlungen erhalten.

Die TCA nutzte hierfür dieselbe Berechnungsgrundlage für Entschädigungsansprüche wie eine ähnliche Initiative zur Entschädigung der Opfer des eingestürzten Rana Plaza Gebäudes. Ihre Arbeit bestand bestand darin, Entschädigungsansprüche aufzunehmen und zu prüfen, medizinische Gutachten durchzuführen und Schadensansprüche zu berechnen, sowie Entschädigungszahlungen an die Betroffenen zu leisten.

Am 24. November 2012 brach ein Feuer in der Tazreen Fashions Textilfabrik in Bangladesch aus, bei dem 113 ArbeiterInnen ums Leben kamen und fast 200 verletzt wurden. Drei Jahre später im September 2015 wurde die Stiftung für Entschädigung der Tazreen Opfer (Tazreen Claims Administration Trust (TCA)) auf Basis eines Abkommens, zwischen C&A, der C&A Stiftung, IndustriALL Global Union, und der Clean Clothes Campaign ins Leben gerufen.

Im November 2015 wurden $2.5 Millionen in einen Fond eingezahlt, um die Entschädigungszahlungen der Unternehmen, die Tazreen Fashions beliefert hat abzudecken. Der Restbetrag der Schadensansprüche war bereits direkt nach dem Brand an die Opfer durch die Stiftung des Premierministers von Bangladesch ausgezahlt worden. Die C&A Stiftung und die Fung Stiftung stellten jeweils $1 Million bereit. Das deutsche Unternehmen KiK, Walmart und EI Corte Ingles zahlten erheblich geringere Beträge.

Andere Unternehmen, die auch Kleidung von Tazreen herstellen ließen wie z.B. Dickies, Disney, Edinburgh Woollen Mill, Karl Rieker, Piazza Italia, Sears, Soffe (by Delta Apparel) und Teddy Smith, beteiligten sich überhaupt nicht an der Entschädigung der Opfer. Gäbe es verbindliche Haftungs- und Sorgfaltspflichten für Unternehmen, wie sie die UN Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte vorsehen, müssten alle Unternehmen für Menschenrechtsverletzungen in ihrer gesamten Lieferkette Verantwortung übernehmen und zu Schaden gekommene ArbeiterInnen angemessen entschädigen. Walmart – für dessen Läden die meisten der von Tazreen hergestellten Kleider bestimmt waren – zahlte lediglich 250,000 US Dollar.

Ende Juni 2016 war die Arbeit des TCA abgeschlossen. Insgesamt wurden 2.17 Millionen US Dollar an 582 Familienangehörige der 103 gestorbenen und 10 vermissten ArbeiterInnen und 174 ArbeiterInnen, die bis heute an ihren Verletzungen in Folge des Fabrikbrands leiden, ausgezahlt. Darauffolgend wurden die Opfer beraten wie sie die Entschädigungssummen anlegen können. 116 Entschädigte wurden dabei unterstützt, in eine staatliche Geldanlage namens shanchaipatra, zu investieren, die hohe Zinssätze und regelmäßige Auszahlungen gewährleistet.

Wichtig ist es nun eine weitere medizinische Versorgung für die ArbeiterInnen, die immer noch an physischen und psychischen Folgen leiden sicher zu stellen. Deshalb sollen $350,000 an eine weitere Stiftung in Dhaka gezahlt werden, die gerade geründet wird, um ArbeiterInnen aus den Tazreen und Rana Plaza Unglücken ärztliche Behandlungen und Überweisungen an Fachärzte anzubieten. Es bleibt zu hoffen, dass diese neue Stiftung Grundstein für eine Institution legt, die Anlaufpunkt für alle ArbeiterInnen, die einen Unfall am Arbeitsplatz erleiden wird.

Obwohl die Zeit des Wartens unerträglich lang war für die Familien ist der Abschluss des Entschädigungsprozesses als Erfolg zu werten. Den Überlebenden des Tazreen Brandes wurden ihre Rechte endlich anerkannt, nachdem sie von dem Ausmass des Rana Plaza Desasters überschattet wurden. Der Tazreen Entschädigungsprozess gilt als mögliches und nötiges Beispiel wie Opfer eines zukünftigen Unglücks für den Lohnausfall und nach internationalen Standards entschädigt werden müssen. Der Entschädigungsprozess ist zwar abgeschlossen aber der Kampf der Tazreen Opfer geht weiter. Die Hinterbliebenen fordern, dass die Verantwortlichen für den Tod ihrer Angehörigen zur Rechenschaft gezogen werden und sie warten immer noch auf die Verurteilung von Delwar Hossain, dem Besitzer von Tazreen Fashions. Die Kampagne für Saubere Kleidung wird sie weiterhin in ihrem Kampf unterstützen bis sie Gerechtigkeit erfahren.

Pressemitteilung (pdf)

Kontakt
Laura Ceresna-Chaturvedi
Kampagne für Saubere Kleidung
ceresna@saubere-kleidung.de
Tel.: +49 (0)30-42 08 202-52

Bangladesch, Eilaktion, Entschädigung, Fabrikbrand, Tazreen

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