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Das Myanmar Dilemma: Wirtschaftsboom ohne Arbeitsrechte

Myanmar boomt. Immer auf der Suche nach einem „Noch-billiger“ hat der Tross der Auftraggeber nun dort Station gemacht. Seit Beginn der Demokratisierung 2011 setzte ein regelrechter Run auf das südostasiatische Land ein. 2015 importierte die EU bereits Kleidung im Wert von 423 Millionen Euro. Aktuell fertigen 400 Fabriken dort Kleidung, Tendenz: steigend. Warum? Die Steuern sind extrem niedrig und die Löhne liegen deutlich unter dem Niveau von China, Kambodscha und Indonesien. Die Kehrseite: über die Hälfte der Bevölkerung lebt in Armut.

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Primark und H&M lassen unter anderem in Myanmar nähen. Ihnen kann es nie billig genug sein. Zudem „Praktisch“ für sie: Das Arbeitsrecht weist viele Schwächen auf und Gewerkschaften gibt es kaum, nachdem sie 50 Jahre sogar verboten waren. Diese Defizite werden von den Herstellern schamlos ausgenutzt. Der Mindestlohn von 3600 Kyat (ca. 2,50 Euro) pro Tag ist viel zu niedrig. Auszubildende bekommen oftmals sogar nur die Hälfte. Arbeitsrechtsorganisationen in Myanmar fordern einen doppelt bis dreifach höheren Lohn, denn 2,50 Euro reichen bei weitem nicht aus, um ein Leben in Würde zu führen. Noch schlimmer wird es durch oft übliche Gehaltsabzüge. So verlieren Arbeiter*innen in einem Zulieferbetrieb von Primark und H&M ihren Anwesenheitsbonus, wenn sie mehr als einen Tag im Monat krank sind. Der Bonus beträgt 10.000 Kyat (7,54 Euro) und ist eine unverzichtbare Einnahmequelle. In einem anderen H&M-Zulieferbetrieb werden bei Krankheit bis zu sechs Euro pro Tag abgezogen. Eine Arbeiterin erklärt: „Wegen Krankheit frei zu bekommen, ist sehr schwierig. Wenn wir krank sind, reduzieren sie unseren Lohn. Und der Supervisor beschimpft uns.“

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Ein großes Problem sind die langen Arbeitszeiten. Laut Gesetz sind 44 Stunden plus 20 Überstunden pro Woche erlaubt. Aus einer Fabrik, die auch für H&M fertigt, wird zudem über unbezahlte Überstunden berichtet: „Die Arbeiter*innen müssen 20 Stunden pro Monat ohne Bezahlung arbeiten, wenn sie das Produktionssoll nicht erreichen“, so eine Arbeiterin. „Es gibt ständig die Drohung, uns zu entlassen, wenn wir uns weigern, Überstunden zu machen.“

Außerdem fehlt Trinkwasser: „Es ist zu heiß in der Fabrik, die Belüftung ist nicht gut. Es gibt kein ausreichend sauberes Wasser, weswegen wir manchmal sehr durstig sind. Nur wenn die Auftraggeber kommen, bekommen wir Wasser“, berichtet eine Arbeiterin.

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