von Theresa Haschke (CIR) und Lara Schröder (cum ratione)
Der Höhepunkt des jährlichen Konsumrauschs naht: Am 26. November findet der mit Rabatten und Angeboten lockende Black Friday wieder statt. Laut einer Studie der Plattform Shopify werden rund zwei Drittel der Deutschen am Black Friday teilnehmen und wollen dabei durchschnittlich 406 € ausgeben – Tendenz steigend. Neben dem Kauf von Elektronikprodukten (46 %) sind besonders auch Modeartikel, also Kleidung, Schuhe und Accessoires (44 %), bei den Schnäppchenjäger*innen beliebt.
Die reduzierten Preise sorgen dafür, dass Kund*innen viel mehr Produkte kaufen als sie eigentlich brauchen. Gerade bei Textilien lässt sich dieser generelle Trend feststellen, der am Black Friday seinen Höhepunkt feiert: von 2000 bis 2015 hat sich die Anzahl der globalen Kleidungskäufe verdoppelt – von etwa 50 Milliarden Kleidungsstücken auf mehr als 100 Milliarden. Gleichzeitig sank die Anzahl, wie oft ein Teil getragen wird: von 200 Mal in 2000 auf 163 Mal in 2015.
Und genau diesen Effekt des überflüssigen Konsums will der Black Friday erzielen: „Wir haben gesättigte Märkte in Deutschland. Da braucht man solche Anlässe, damit die Leute mehr kaufen“, sagte ein Marketing-Experte gegenüber n-tv.
Katastrophale Auswirkungen des Massenkonsums
- Dabei macht die Kaufsucht uns blind für die katastrophalen Auswirkungen unseres Massenkonsums von Kleidung für Mensch und Umwelt:
- Wir verbrauchen riesige Mengen an endlichen Ressourcen wie beispielsweise Erdöl und Wasser
- Die Textilindustrie stößt mehr CO2 aus als alle internationalen Flüge und die Seeschifffahrt zusammen
- Jährlich entstehen über 90 Millionen Tonnen Müll durch den Überkonsum von Kleidung
- Durch Monokulturen für Baumwolle wird die Biodiversität, die wir zur Erhaltung der Ökosysteme brauchen, gefährdet
- Die etwa 60 Millionen Textilarbeiter*innen weltweit leiden unter schlechten Arbeitsbedingungen, Gesundheitsrisiken und nicht existenzsichernden Löhnen
Obwohl die Marketingkampagnen der großen Sportmarken immer wieder die Themen Fairplay und Respekt in den Vordergrund rücken, stellt auch die Sportartikelindustrie hier keine Ausnahme dar. So rühmt sich beispielsweise der Sportartikelgigant Nike damit, allen Sportler*innen die gleichen Chancen bieten zu wollen – das gilt jedoch nicht für die Näher*innen in den für das Unternehmen produzierenden Textilfabriken. Wie sonst kann es sein, dass gerade einmal 1% des Verkaufspreises eines der beliebten Trikots als Lohn an die Näher*innen geht? Eines Trikots, das für über 80 Euro die Läden verlässt. Und wie kann es sein, dass Nike jährlich alleine 20 Millionen Euro in das Sponsoring von Christiano Ronaldo – eines einzigen Fußballers – stecken kann, die Näher*innen während der Corona-Pandemie aber völlig alleine gelassen werden? Laut Berechnungen der internationalen CCC aus dem Bericht „Un(ter)bezahlt in der Pandemie“ schulden Modemarken und Händler den Arbeiter*innen weltweit über 11,85 Milliarden US-Dollar für das erste Jahr der Pandemie von März 2020 bis März 2021. Nike ist eine davon.
Was können wir gegen den Massenkonsum tun?
- Die nachhaltigste und sinnvollste Antwort auf den Konsumwahn am Black Friday ist ebenso simpel wie effektiv: nicht konsumieren. Unsere Kleiderschränke haben wir lange genug gehegt und gepflegt, nun müssen wir das Gleiche mit unserem Planeten und unseren Mitmenschen machen. Wir fordern Sie daher auf: machen Sie den Black Friday zu einem symbolischen Tag gegen den Massenkonsum!
- Fordern Sie auch Freund*innen und Bekannte dazu auf, am Black Friday auf Konsum zu verzichten. Dies haben wir auch von Fußballvereinen der deutschen Profiligen gefordert. Das Ergebnis: Tennis Borussia Berlin wird seinen Fanshop an diesem Tag schließen, der 1. FC Pauli plant eine Aktion und auch der SV Babelsberg ist mit dabei. Statt ein Shirt neu zu kaufen, können Fans in Babelsberg ein altes T-Shirt per Siebdruck mit einem Motiv des Vereins bedrucken und sich über die bestehenden Missstände in der Textilindustrie informieren. Einige Vereine gehen also bereits mit gutem Beispiel voran, weitere Klubs wollen im nächsten Jahr folgen und auch eine Aktion starten.
- Sie sind selbst in einem (Sport-) Verein tätig und möchten ein Zeichen gegen den Black Friday setzen? Aber wie wäre es stattdessen mit einer Online-Kleidertauschparty? Oder planen Sie bereits jetzt eine Aktion für den nächsten Sommer, um stärker auf das Thema aufmerksam zu machen. Jede Stimme für die Näher*innen in den weltweiten Textilfabriken zählt!
- Neben den Sportartikelherstellern gibt es viele andere Unternehmen, die ihr adressieren könnt: Die „PayYourWorkers-Kampagne“ richtet sich an diesem Tag beispielsweise besonders an den Online-Handelsgiganten Amazon. Unterschreibt die Petition und werdet laut auf Facebook, Instagram und Co.!
Seid dabei und macht den Black Friday zum Kauf-Nix-Tag!
Quellen: Clean Clothes Campaign & Collectif Etique sur l´Etiquette, „Foul Play II – Sponsors leave workers (still) on the sidelines“, Juni 2018, Zugriff am 15.11.2021; Clean Clothes Campaign, „Still (un)derpaid“, 2021, Zugriff am 15.11.2021; Christliche Initiative Romero, „Dossier: Fast Fashion – eine Bilanz in 3 Teilen“; T3n, „Studie: Deutsche wollen am Black Friday noch mehr ausgeben als sonst“, 2021, Zugriff am 15.11.2021; Ntv, „Das Milliardengeschäft am Black Friday“, 2017, Zugriff am 15.11.2021