Leder aus Tierhaut, also „echtes Leder“ gilt nach wie vor als Qualitäts- und Statussymbol. Gleichzeitig werden das Material, seine Herstellung und seine Nutzung aus verschiedenen Perspektiven kritisiert. Befeuert durch diese Kritik, wird viel zu Lederalternativen geforscht. Regelmäßig erlangen neue Materialien Marktreife und sorgen in Fach- und Konsument*innen-Kreisen für ein Aufhorchen. Die Schlagzeilen ähneln sich: Revolutionieren Ananasleder, Pilzleder, Apfelleder oder Mirum und Co. die Modewelt / Autowelt / Möbelwelt?
Bei dieser Diskussion wird viel zu häufig vergessen: Nachhaltigkeit ist mehr, als ein Material in einem Produkt zu ersetzen. Bei der sozialen Säule von Nachhaltigkeit in Lieferketten, geht es immer um die Frage, wie ein Unternehmen insgesamt seiner menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht nachkommt – und nie um nur ein Material in einem Produkt oder einer Kollektion. Dabei bietet das Umsteigen auf neue Materialien aber die Chance, in Lieferketten von Anfang an gute Systeme menschenrechtlicher Sorgfalt aufzusetzen. Das ist der wirklich große, mögliche Nachhaltigkeitseffekt von Ananasleder und Co: Wenn Unternehmen von Anfang an menschenrechtliche und ökologische Risiken ermitteln, sie wirksam minimieren und wirklich effektive Systeme für Beschwerde und Abhilfe einrichten.
Welche Nachhaltigkeitschancen in „veganem Leder“ liegen, das erläutern Anne Neumann von INKOTA und Jiska Gojowczyk von SÜDWIND gemeinsam in dem neuen Diskussionspapier „Vegane Schuhe = Nachhaltige Schuhe? Menschenrechtliche Risiken bei veganen Lederalternativen“. An den drei Beispielen Erdölförderung, Ananasanbau und Forstwirtschaft zeigen wir, welche Menschenrechtsrisiken unbedingt bedacht werden müssen.