Erneut ist ein Fall von Zwangsarbeit und brutalem Missbrauch in der südindischen Bekleidungsindustrie bekannt geworden. Nach einer Meldung der Zeitung The New Indian Express vom 17. Dezember 2016 sollen drei Junge Frauen bereits Ende November versucht haben, aus einer Spinnerei in Coimbatore, einer Stadt im Westen Tamil Nadus in den rund 220 Kilometer entfernten Heimatort zu fliehen.
Die Flucht scheiterte: Die drei jungen Frauen im Alter zwischen 16 und 20 Jahren wurden vom Management und einigen Gehilfen gefasst und in einem Zimmer auf dem Fabrikgelände festgehalten. Dort sollen sie von mehreren Männern gefoltert und missbraucht worden sein. Zwei der drei Mädchen konnten die Situation schließlich nicht ertragen und versuchten sich umzubringen.
Als die Schwester eines der Opfer, die ebenfalls in der Textilindustrie arbeitet, von dem Vorfall erfuhr, informierte sie ihre Verwandten. Die Mädchen wurden daraufhin befreit und in das Coimbatore Medical College Hospital gebracht. Zwei Männer, darunter der Manager der Fabrik, wurden verhaftet, streiten den Vorfall jedoch vehement ab.
Der Verdacht liegt nahe, dass die Mädchen Opfer des Camp-Labour-Systems geworden sind. Eine Kollegin der jungen Frauen, die nicht namentlich genannt werden wollte, sagte aus: „Wir werden wie Sklavinnen behandelt. Wir dürfen nicht mit unseren Familien telefonieren, bekommen oftmals kein Essen und werden geschlagen. Viele Mädchen stammen aus dem Süden Tamil Nadus. Sie haben Angst und informieren die Eltern nicht über die Arbeitssituation.“ Der südindische Bundesstaat Tamil Nadu ist das Zentrum der Garnindustrie und in etwa so groß wie Griechenland.