Die Recherchen, die in den Bundesstaaten Uttar Pradesh im Norden und Tamil Nadu im Süden Indiens stattfanden, dokumentieren anhand von Boden- und Wasserproben die Gesundheitsrisiken insbesondere in Verbindung mit der giftigen Chemikalie Chrom VI. Chromgerbung ist das am meisten genutzte Gerbverfahren in den untersuchten Gebieten. Dabei werden beträchtliche Wassermengen verbraucht und weitere Chemikalien eingesetzt. Die Entsorgung der großen Mengen an Abwässern und Feststoffabfällen entspricht häufig nicht den gesetzlichen Anforderungen und das Trinkwasser ist kontaminiert. „Hochgiftige Gerbereiabwässer wurden tagtäglich mit anderen Abwässern vermischt und für die Bewässerung der Felder eingesetzt“, erklärt Pradeepan Ravi von CIVIDEP, einer der Autoren der Studie. „Abfälle wie Lederreste wurden am Straßenrand entsorgt und im Freien verbrannt.“
Die Interviews in den Gerbereien belegen, dass die ArbeiterInnen unter gesundheitsgefährdenden Bedingungen Leder herstellen. „Die Beschäftigten sind hohen Temperaturen und großem Lärm ausgesetzt und stehen den ganzen Tag in Flüssigkeiten“, sagt INKOTA-Referent Berndt Hinzmann. „Sie berichten von Muskel- und Gelenkschmerzen, Hautkrankheiten, Atemwegsproblemen und Augenreizungen bis hin zum Verlust von Gliedmaßen bei Unfällen.“ Zurückzuführen sei das auf fehlende Schutzausrüstung. Das sei nicht hinnehmbar. „Die eklatante Diskrepanz zwischen geltendem Recht und der Praxis muss sich ändern“, so Hinzmann weiter.
„Wir brauchen ein branchenweites Engagement aller“, ergänzt Anton Pieper von SÜDWIND. „Nur, wenn sich Vertreterinnen und Vertreter aller Anspruchsgruppen – einschließlich der EU, internationaler Schuhmarken, indischer Behörden, Schuhfabriken und Gerbereien – aktiv einsetzen, können die Arbeits- und Umweltbedingungen wirksam verbessert werden. Es muss sichergestellt werden, dass die Profite der Schuh- und Lederindustrie nicht auf Kosten jener gehen, die ganz am Anfang der Lieferkette stehen.“
Um Alternativen zu identifizieren, hat Change Your Shoes außerdem bestehende Initiativen untersucht. Der Bericht „How to do Better“ zeigt, dass die meisten Initiativen jedoch keinen ganzheitlichen Ansatz verfolgen, Gewerkschaften und NROs nicht einbezogen sind und selten sowohl ökologische, als auch soziale Kriterien berücksichtigen.
Ansprechpartner:
Anton Pieper, SÜDWIND, Tel.: 0176-96822859 E-Mail: pieper@suedwind-institut.de
Berndt Hinzmann, INKOTA-netzwerk, Tel.: 0160-9469 8770 E-Mail: hinzmann@inkota.de