Anlässlich der Eröffnung einer neuen Primark-Filiale in Bonn demonstrierten am Dienstagmorgen, 13. August rund 200-300 Aktivist_innen vor den Türen des Modediscounters. Mit einem ganztägigen Aktionsprogramm mit Flashmobs, Talkrunden und einem Open Air Kleidertausch setzten sie ein wirkungsvolles Zeichen gegen Fast Fashion. Viele Bonner Akteure bleiben kritisch: Sie fordern eine nachhaltigere Stadtentwicklung und den Stopp von Massenkonsum auf Kosten von Mensch und Umwelt.
Über 20 Bonner Organisationen und Initiativen haben sich dem gemeinsamen Aufruf „Besser leben ohne Primark“ von FEMNET und Bonn im Wandel, der Transition Town Initiative Bonn, angeschlossen. Hunderte Aktivist_innen unterstützten die Straßenaktionen am Tag der Eröffnung und sorgten damit für ein breites Medienecho. „Viele Akteure sehen diese Entwicklung sehr kritisch, denn während sie sich im Kleinen um mehr Nachhaltigkeit bemühen, profitieren globale Modekonzerne wie Primark weiter von einem ausbeuterischen Geschäftsmodell, das die wahren Kosten seiner Produktionsweise an die Gesellschaft auslagert und den lokalen Einzelhandel zurückdrängt“ erklärt FEMNET-Referentin Katharina Edinger.
Bunte Protestaktion gegen Fast Fashion
Auf zahlreichen Plakaten waren an diesem Tag Statements wie „Klimaschutz statt Textilschmutz“, „Keep Shopping Support Slavery“ und „Warum wurden wir nicht gefragt?“ zu lesen. Durch Megafone machten die Aktivist_innen mit Liedertexten wie „Faire Jacke, wo bist du? Sicher nicht bei Primark!“ (angelehnt an Frère Jacques) auf die schlechten Arbeitsbedingungen in Zuliefererbetrieben des Unternehmens aufmerksam. Besonders die Flashmobs sorgten für Aufmerksamkeit: Eine parodierte Talkrunde entwickelte sich in einen „Die-In“, bei dem die Aktivist_innen sich von einem Trommelwirbel belgleitet auf den Boden legten und tot stellten.
Gut besuchter Kleidertausch mitten in der City
Nur ein paar Meter weiter bot ein großer Kleidertausch eine kostengünstige und ressourcenschonende Alternative zum Kaufrausch, organisiert von Bonn im Wandel in Kooperation mit ZeSaBo (Zentrallager Sachspenden Bonn). Viele Besucher_innen kannten das Konzept vorher noch nicht und waren begeistert, berichteten Helferinnen. Am FEMNET-Informationsstand fanden Passant_innen ausführliche Informationen über die Hintergründe des Aktionstages und nachhaltige Shopping-Alternativen.
Nachhaltige Stadtentwicklung statt Massenproduktion
Primark ist als Hauptmieter des Großprojekts am Hauptbahnhof über die letzten Jahren zum Symbol für eine öffentliche Debatte in Bonn um nachhaltige Stadtentwicklung, Massenkonsum und unternehmerische Sorgfaltspflicht geworden. Diverse Veranstaltungen und Proteste begleiteten den mehrjährigen Prozess von der Planung bis zur Fertigstellung des Neubaus. Dass sich viele Bonner Initiativen eine stärkere Förderung nachhaltiger Initiativen und gemeinwohlorientierter Unternehmen wünschen, wurde am Tag der Eröffnung erneut sichtbar.
Umso mehr freuen wir uns, dass so viele und vielfältige Menschen und Organisationen den Aufruf „Besser leben ohne Primark“ dazu genutzt haben, sich stärker zu vernetzen und gemeinsam aktiv zu werden – für ein Anliegen, das weit über Primark hinaus geht. Wir bedanken uns bei allen Unterstützer_innen und insbesondere bei Bonn im Wandel für ihren Einsatz!
Medienecho zum Aktionstag „Besser leben ohne Primark“
- 13.08.2019: Lokalzeit aus Bonn: Proteste zur Primark-Eröffnung in Bonn (Fernsehbeiträge im WDR (Lokalzeit, Aktuelle Stunde und WDR aktuell))
- 13.08.2019: Primark-Eröffnung in Bonn von Protest begleitet (Artikel, Fotoschau und Video im General-Anzeiger Bonn)
- 13.08.2019: German city’s first Primark opens to protests (Artikel bei der Deutschen Welle)
- 13.08.2019: Proteste vor neuer Primark-Filiale in Bonn (Artikel zum Radiobeitrag im WDR5)
- 14.08.2019: Bonner Maximiliancenter Eröffnung des Primark von Protesten begleitet (Artikel in der Bonner Rundschau)
- 17.8.2019: Alle gegen Primark? (Podcast der Medienwerkstatt Bonn)