Myanmars noch junge und schwache Gewerkschaftsbewegung wird unter dem Vorwand von Covid-19 bedroht. Gezielt werden Gewerkschaftsführer*innen und Mitglieder entlassen um so die Arbeit von Arbeitnehmer*innenrechtsbewegungen zu untergraben.
Der Fall Huabo Times
Beteiligte Marken: Inditex (Zara), Bestseller (Only) und Primark
Aus Angst um ihre Arbeitsplätze forderten die Arbeiter*innen bei der Fabrik die Zusicherung, dass sie die Arbeitskräfte aufgrund der Corona-Pandemie nicht reduzieren würden. Daraufhin registrierte eine Gruppe von Beschäftigten am 11. Mai eine neue Gewerkschaft. Nur drei Tage später, am 14. Mai, entließ die Betriebsleitung 107 Beschäftigte – von denen 26 Gewerkschaftsmitglieder waren, darunter 4 Gewerkschaftsführer*innen. Von den übrigen 81 entlassenen Arbeitnehmer*innen unterstützte die Mehrheit offen die neue Gewerkschaft und die Unternehmensleitung war sich dessen bewusst. Die wiederholte Bitte der Gewerkschaft um ein Treffen mit der Betriebsleitung wurde nicht stattgegeben, und ihre Forderungen nach sofortiger Wiedereinstellung aller Gewerkschaftsführer*innen und Arbeitnehmer*innen, sowie die Einbeziehung der Gewerkschaft in die Verhandlungen zu Einsparungen wurden ignoriert.
Die Gewerkschaftsmitglieder, unterstützt von der CCC und Mitgliedsorganisationen, wandten sich an die wichtigsten Einkäufer: Inditex (Zara), Bestseller (Only) und Primark. In internationalen Medien wurde über ihren Fall berichtet und gemeinsam mit der Gewerkschaft Rui-Ning schrieben sie offene Briefe an die Marken um die Zerschlagung der Gewerkschaften unter dem Vorwand von Covid-19 aufzudecken.
Inditex spielte eine Schlüsselrolle in den Verhandlungen zwischen der Gewerkschaft, der Fabrikleitung und den Marken und wurde von der spanischen Gewerkschaft CCOO unterstützt. Die unterzeichnete Vereinbarung beinhaltet, dass die 26 entlassenen Gewerkschaftsmitglieder wieder eingestellt werden und somit die Forderungen der Gewerkschaft erfüllt werden. Damit wird ein klarer Präzedenzfall für den Erfolg der gewerkschaftlichen Organisierung von Beschäftigten geschaffen. Während Inditex eine führende Rolle bei den Verhandlungen übernahm, waren die anderen Marken weniger bereitwillig, und es mangelte an Transparenz. Bestseller erklärte, dass es „null Toleranz“ gegenüber Verletzungen der Vereinigungsfreiheit hat, jedoch handelt es sich hierbei nicht um den ersten Fall von gewerkschaftlicher Unterdrückung in dessen Lieferketten. Das Unternehmen muss einen pro-aktivieren Ansatz schaffen, sollten es zu erneuten Fällen der Unterdrückung von gewerkschaftlicher Organisation kommen. Bestseller hat erklärt, dass sie die Umsetzung der Vereinbarungen „genau beobachten“ werden – ebenso wie wir von der Clean Clothes Campaign (CCC).
Wir fordern alle Marken nachdrücklich auf, eine klare Politik zur Bekämpfung diskriminierender Entlassungen zu verfolgen und sicherzustellen, dass sich ihre Zulieferer zu fairen Entlassungen und Neueinstellungen verpflichten. Die Lösung des Falles in der Fabrik Huabo Times, in deren Mittelpunkt die lokale Gewerkschaftsbeteiligung steht, stellt einen weiteren wichtigen Schritt zur Schaffung einer robusten Arbeiter*innenbewegung in Myanmar dar.