Ein Mädchen mit Kopftuch hält ein Schild hoch. Darauf steht: "adidas steals from workers"

adidas ignoriert Arbeitsrechtsverletzungen

Bilanzpressekonferenz am Internationalen Frauen*tag

Unternehmerischer Fauxpas? Die große Sportbekleidungsmarke adidas hat ihre Bilanzpressekonferenz, die erste Live-Veranstaltung unter der Leitung des neuen Vorstandsvorsitzenden Bjørn Gulden, auf den Internationalen Frauen*tag gelegt. Am 8.März 2023 geben die adidas Verantwortlichen in Herzogenaurach und online einen Überblick über die Ergebnisse des Geschäftsjahres 2022. Ausgerechnet diesen Tag zu wählen, zeigt das mangelnde Bewusstsein der Konzernspitze.

adidas hat immer wieder gegen die Rechte von Arbeitnehmer*innen in seiner Lieferkette verstoßen, darunter in jüngster Vergangenheit  Menschenrechtsverletzungen, Fälle von Lohndiebstahl und Unterdrückung von Gewerkschaften. Nachforschungen ergaben, dass kambodschanischen Bekleidungsarbeiter*innen in acht adidas-Zulieferbetrieben, überwiegend Frauen, mehr als 11 Millionen $ an Löhnen vorenthalten werden. 1.020 Arbeiter*innen in der Fabrik Hulu Garment werden mehr als 2,4 Millionen $ an Abfindungen geschuldet. Im April 2020, zu Beginn der Pandemie, wurden Arbeiter*innen von Hulu Garment mit einem Trick genötigt, ihren Arbeitsplatz zu kündigen, wodurch sie ihre gesetzlichen Ansprüche auf Abfindungen verloren, die sie über Jahre hinweg angesammelt hatten. Sie kämpfen bis heute um das ihnen geschuldete Geld.

Vivien Tauchmann, Koordinatorin der Kampagne Pay Your Workers in Deutschland, sagte: „adidas hätte jeden anderen Tag für diese Pressekonferenz wählen können, bei der sie ihre Profite hervorheben, die durch kontinuierliche Ausbeutung von Women* of Colour erwirtschaftet wurden, wählt aber ausgerechnet den Internationalen Frauen*tag. Dies zeigt, wie wenig die Marke von der brutalen Realität der Frauen* verstanden hat, die adidas-Waren und damit ihre Gewinne produzieren. Es unterstreicht die mangelnde Bereitschaft der adidas-Führung, Ausbeutung zu beenden.”

Wir fordern ein #PayYourWorkers-Abkommen

Das Netzwerk der Kampagne für Saubere Kleidung (Clean Clothes Campaign) fordert von der Marke seit geraumer Zeit, das #PayYourWorkers – Abkommen zu unterzeichnen – ein verbindliches Abkommen zur Sicherung von Löhnen, Abfindungen & Vereinigungsfreiheit.

adidas weigert sich beständig, die notwendigen Schritte zum aktiven Schutz der Menschenrechte in seiner Lieferkette zu unternehmen.

Die finanziellen Verluste von adidas im Jahr 2022 wird die Unternehmensführung auf der Pressekonferenz unter anderem auf die beendete Partnerschaft mit Kanye West nach dessen antisemitischen Angriffen zurückführen. Diese Verluste verblassen jedoch im Vergleich zu dem verlustreichen Kampf der Arbeiter*innen, die mit Hungerlöhnen und zudem seit dem Ausbruch der Pandemie zunehmend mit Gewerkschaftsfeindlichkeit konfrontiert sind.

Ein Beispiel aus der Fabrik in Pou Chen in Myanmar: Im Oktober 2022 wurden nach einem dreitägigen Streik 26 Arbeiter*innen und Gewerkschafter*innen entlassen. Sie kämpften für bessere Arbeitsbedingungen, ihr Recht auf gewerkschaftliche Organisierung und eine Lohnerhöhung von 2,27 $ auf 3,78 $ pro Tag.  adidas betrachtet den Fall Pou Chen Myanmar als „gelöst“, seit 13 der 26 entlassenen Arbeiter*innen wieder eingestellt und in die Fabrik zurückgekehrt sind. Die 13 anderen Arbeiter*innen erhielten nach langwierigen Verhandlungen eine Abfindung. Bei letzteren war unklar, ob eine Wiedereinstellung möglich wäre. Es gibt nach wie vor Berichte über schwerwiegende gewerkschaftliche Unterdrückung bei diesem adidas-Zulieferer, den Beschäftigten drohen Konsequenzen, wenn sie aktive Mitglieder der Gewerkschaft werden.

adidas: Es braucht echte Taten statt schöner Worte

Angesichts der langjährigen Beziehungen zwischen der Marke und der Pou Chen-Gruppe ist die eklatante Unterdrückung der Gewerkschaften in der Fabrik von Pou Chen besonders auffällig. Das Vorgehen von adidas gegen Gewerkschaftsunterdrückung entspricht nicht seinem Verhaltenskodex, sonst wäre sichergestellt, dass seine Zulieferer die Vereinigungsfreiheit respektieren. Die streikenden Arbeiter*innen hätten keine Vergeltungsmaßnahmen zu befürchten gehabt. Hätte sich adidas an seine eigenen Arbeitsplatzstandards gehalten, wären die Löhne in der Pou Chen Fabrik im Einklang mit der Hyperinflation in einem politisch und wirtschaftlich instabilen Myanmar gestiegen. Das Unternehmen hätte dann auch nicht zugelassen, dass einer seiner Zulieferer Arbeiter*innen in Kambodscha dazu verleitet, ihr Recht auf Abfindungen aufzugeben.

Die Kampagne für Saubere Kleidung (Clean Clothes Campaign) fordert adidas auf, den schönen Worten echte Taten folgen zu lassen. Das Unternehmen soll den Arbeiter*innen in seiner Lieferkette Respekt zollen, das #PayYourWorkers-Abkommen unterzeichnen und damit endlich in Arbeits-, Menschen- und Frauenrechte investieren. Das wäre ein echtes Zeichen zum Weltfrauen*tag!

Kontakt:

  • Vivien Tauchmann, Koordinatorin Kampagne #PayYourWorkers, payyourworkers[ät]saubere-kleidung.de

 

Beitragsbild: ©CCC
#PayYourWorkers, adidas

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