Wie können Textilarbeiter*innen vor Unfällen und den finanziellen Folgen geschützt werden?
Vor über einem Jahrzehnt, im April 2013, ereignete sich der verheerende Einsturz des Rana Plaza Gebäudes mit über 1000 Todesopfern, der die dringende Notwendigkeit für verbesserte Sicherheitsmaßnahmen in der Bekleidungsindustrie aufdeckte. Seitdem wurden bedeutende Fortschritte durch das Sicherheitsabkommen Accord erzielt, dennoch sind Arbeitsunfälle weiterhin eine traurige Realität.
Das noch im Jahre des Einsturzes eingeführte internationale Abkommen zu Brandschutz und Gebäudesicherheit wurde Ende 2023 für drei weitere Jahre verlängert. Bereits über 160 Marken haben das neue rechtsverbindliche Sicherheitsprogramm für Bangladesch unterzeichnet und verpflichten sich somit, dafür Sorge zu tragen, dass die Sicherheit in den Fabriken innerhalb ihrer Lieferketten gewährleistet ist. Doch es gibt einige große Modemarken, die sich noch immer weigern, den Accord zu unterzeichnen – trotz des erwiesenen Erfolgs des Programms. Zu diesen Marken gehören u.a. Levi’s, IKEA und Amazon. In einer aktuellen Petition fordern bereits über 60.000 Menschen diese Marken auf, endlich die Arbeiter*innen in ihren Lieferketten zu schützen.
Pilotprojekt Unfallversicherung
Doch trotz der verbesserten Sicherheit in den Fabriken können Arbeitsunfälle nicht vollends verhindert werden, und Todesfälle und Verletzungen in der Branche kommen immer noch häufig vor. Daher ist es neben den präventiven Maßnahmen ebenso wichtig, Arbeiter*innen, die einen schweren Unfall erleiden, entsprechend zu entschädigen. Bislang wurden Arbeiter*innen und ihre Familien in Bangladesch, die durch Arbeitsunfälle verletzt oder sogar getötet wurden, nicht ausreichend entschädigt oder finanziell unterstützt. Diesem Mangel an Absicherung begegnet das wegweisende Pilotprojekt EIS (Employment Injury Scheme), initiiert von der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) und der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO). Der Pilot, der 2021 ins Leben gerufen wurde, wird mittlerweile von über 40 internationalen Marken wie KIK, H&M, C&A, Primark, Tchibo und Puma unterstützt. Durch monatliche Kompensationszahlungen können Arbeiter*innen und ihre Familien effektiv vor Armut geschützt werden. Das 5-jährige Pilotprojekt soll bald in ein nationales System überführt werden und den Weg für eine nachhaltige arbeitgeberfinanzierte Unfallversicherung in Bangladesch ebnen.
Während ihrer Rundreise mit FEMNET vom 7. bis 13. April in Deutschland werden die Gewerkschafterin Tithi Afrin und Arbeitsrechtsexperte Md. Shahinur Rahman einen Einblick in die Chancen und Herausforderungen dieses EIS-Projekts geben, die gegenwärtige Sicherheitslage in den Fabriken in Bangladesch beleuchten und vor allem die Situation der Textilarbeiterinnen erläutern.
Die Veranstaltungsorte und Termine der Speakers‘ Tour sind wie folgt:
8. April | Düsseldorf
um 18.00 Uhr
Bilker Bunker x Schleuse Zwei
Aachener Str. 39
9. April | Bonn Alfter
um 09.45 Uhr
Alanus Hochschule
Villestr. 3
9. April | Köln
um 19.00 Uhr
Filmhaus Köln x Mimosa Labor
Maybachstr. 111
10. April | Hannover
um 16.00 Uhr
Hochschule Hannover
Design Center, Expo Plaza, Atrium
11. April | Berlin
um 19.00 Uhr
Kleiderei
Oranienstr. 44
12. April | Hamburg
um 19.00 Uhr
Fabrique x Kampagne für Saubere Kleidung
Valentinskamp 34A (Zugang Speckstr.)