Living Wage Day 2024

Aktionstag „Lohn zum Leben“

Gemeinsam mit Partnerorganisationen weltweit begehen wir am 25. September erstmals den Aktionstag für einen Lohn zum Leben. Sein Ziel ist eine globale Bewegung für ein würdiges Arbeitseinkommen aller Beschäftigten weltweit. Ein existenzsicherndes Einkommen!

Beschäftigte in der Bekleidungsindustrie weltweit bekommen in der Regel den gesetzlichen Mindestlohn. Er wird von Wirtschafts-Lobbygruppen und politischen Kräfteverhältnissen diktiert und ist deshalb in allen Produktionsländern von Bekleidung sehr niedrig.

Ein existenzsichernder Lohn dagegen ist ein Einkommen, das die Grundbedürfnisse befriedigt und einen Notgroschen beinhaltet. Sein einziger Bezug sind die notwendigen Mittel für die Befriedigung der Grundbedürfnisse der Familie und für Notlagen – eben ein Lohn zum Leben.

Das Menschenrecht auf einen Existenzlohn

Das Verhältnis zwischen einem Basis-Existenzlohn und dem gesetzlichen Mindestlohn liegt in asiatischen Mode-Produktionsländern im Durchschnitt ungefähr bei 3 : 1, d. h. die Näherinnen und Näher müssten dreimal so viel verdienen, um ihre Grundbedürfnisse und ein Einkommen für Notlagen zu erhalten; in europäischen Produktionsländern viermal so viel wie der Mindestlohn.

Die internationale Clean Clothes Campaign (CCC) hat das Thema „Menschenrecht auf einen Existenzlohn“ durch eine strategische Entscheidung 2015 auf ihre und die globale Agenda der Arbeits- und Menschenrechte gesetzt.

Das waren die wichtigsten Meilensteine:

Der Asia Floor Wage (Asiatischer Basis-Existenzlohn) wird veröffentlicht.

Living Wage Forum Brüssel

Der Europe Floor Wage (Europäischer Basis-Existenzlohn) wird veröffentlicht.

Seitdem haben unzählige Aktionen, Events, Veranstaltungen und Diskussionsrunden stattgefunden. Insbesondere Gewerkschaften in der CCC profitieren von dieser Schwerpunktsetzung, denn sie ermöglicht es ihnen, offensiv für einen Lohn zum Leben zu streiten.

Gewerkschaften in der Bekleidungsindustrie beziehen sich traditionell bei Tarifverhandlungen auf ihren unmittelbaren Arbeitgeber. In internationalen Lieferketten jedoch haben diese unmittelbaren Arbeitgeber in Bangladesch oder Bosnien-Herzegovina keine oder wenig finanzielle Spielräume, um Löhne zu erhöhen, denn die Preise, die sie für ihre Produkte von Modemultis und Handelskonzernen erhalten, sind extrem niedrig und ermöglichen in der Regel nur ein Wirtschaften von der Hand in den Mund.

Auf diese Weise bestimmen die Modemultis und -händler die Löhne der Beschäftigten und sind die „principal employers“, obgleich sie nicht die unmittelbaren Arbeitgeber, sondern ‚nur‘ die Auftraggeber sind. Wenn Gewerkschaften mit dieser internationalen Perspektive an Tarifverhandlungen herangehen und länderübergreifende Richtwerte für Existenzlöhne anwenden, können sie wieder in die Offensive kommen.

Es gibt in Einzelfällen viele gute Praktiken weltweit, jedoch keine durchgreifende Veränderung.

Türkei: Armutslöhne und Arbeitsrechtsverletzungen

Wir wollen bei unserem 1. Aktionstag für einen Lohn zum Leben einen konkreten Fall von Verletzungen auf das des Menschenrechts auf einen Existenzlohn in den Mittelpunkt stellen: den Levi’s-Özak-Fall.

“Wir arbeiten bei Özak Tekstil und produzieren Bekleidung für Levi’s. Wir werden unterdrückt und beschimpft. Selbst diejenigen, die am längsten hier arbeiten, verdienen nur den gesetzlichen Mindestlohn. Dadurch, dass wir so ausgebeutet werden, werden Özak und Levi’s noch reicher.“

„Oft musste ich bis 3 Uhr morgens schuften, konnte kaum schlafen und musste gleich früh wieder im Hochdrucktempo weiterarbeiten. Doch selbst nach so vielen Überstunden verdiente ich nicht genug, um mir und meiner Familie ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ (Arbeiterin bei Özak Tekstil)

Oezak Living Wage DE Aktionstag "Lohn zum Leben" Kampagne für Saubere Kleidung | Clean Clothes Campaign Germany

Der gesetzliche Mindestlohn betrug im Dezember 2023 etwa 360 EUR netto im Monat. Im gleichen Monat belief sich die Hungergrenze, eine Art Überlebensminimum, auf etwa 450 EUR, während der vom Gewerkschaftsdachverband Turk-İş berechnete Existenzlohn bei 1.480 EUR lag. Der Mindestlohn wie auch der Verdienst der Özak-Arbeiter*innen liegt somit unter der Hungergrenze, geschweige denn unter einem existenzsichernden Lohn.

Wenn Özak-Beschäftigte einen Lohn zum Leben verdienen würden, stünden 400 von ihnen jetzt nicht auf der Straße. Sie wurden entlassen, weil sie sich einer unabhängigen Gewerkschaft anschlossen, um für ihre Rechte zu kämpfen. Ihre Entlassung erfolgte zudem ohne die ihnen gesetzlich zustehende Entschädigung.

#LivingWageIsPossible

Lohn zum Leben

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