Am Mittwoch, dem 24. April strömten tausende Menschen zu ihren Arbeitsplätzen in den Stockwerken über dem Rana Plaza-Einkaufszentrum in Savar, Dhaka. Obwohl tags zuvor große Risse in den Wänden des Gebäudes festgestellt wurden, mussten sie zur Arbeit kommen. Nach derzeitigem Stand (8.5.2013) wurden an diesem Tag über 900 Menschen, die meisten Frauen, getötet und mehr als zweitausend verletzt. Das Gebäude stürzte ein und begrub sie unter Tonnen von Schutt.
Die toten und verletzten ArbeiterInnen nähten Bekleidung für nordamerikanische und europäische Unternehmen als das Gebäude in sich zusammenstürzte. Einige Firmen haben bereits bekannt gegeben, dass ihre Kleidung im Rana Plaza-Gebäude gefertigt wurde. Darunter Primark (UK/Irland), Bon Marche (UK), Joe Fresh (Loblaws, Kanada), El Corte Ingles (Spanien), Mango (Spanien) und KiK (Deutschland). Labels bzw. Kleidung von Benetton u.a. wurden ebenfalls im Schutt gefunden. Hinweise auf weitere Marken werden verfolgt.
Diese Tragödie hat das Leben von tausenden Familien zerstört. Viele der Arbeiterinnen und Arbeiter haben entsetzliche Verletzungen erlitten, die sofortige wie auch langfristig medizinische Behandlung erfordern. Die Markenunternehmen müssen unverzüglich handeln, um Soforthilfe und Entschädigungszahlungen zu gewährleisten.
Aber es braucht mehr, um diese Katastrophen in Zukunft zu verhindern. Seit dem Einsturz der Spectrum Fabrik 2005 wurden Sicherheitsmängel in bangladeschischen Zulieferbetrieben wiederholt aufgezeigt. Markenunternehmen können nicht länger ihre Verantwortung von sich weisen. Es war ihr Versäumnis, das diese Tragödie ermöglichte. Konkrete Schritte müssen jetzt unternommen werden, um diese Katastrophen in Zukunft zu verhindern. Unternehmen müssen ohne weitere Verzögerung das Brandschutz- und Gebäudesicherheitsabkommen unterzeichnen und umsetzen.
Seit dem Feuer in der Tazreen Fabrik, bei dem 112 Menschen vergangenen November in Bangladesch ums Leben kamen, wurden von den Markenunternehmen nur unzureichende Maßnahmen für bessere Sicherheitsstandards ergriffen, wie Sicherheitsfilme (H&M) oder Sicherheitsakademien (Walmart). Wie viel Sicherheit bietet jedoch ein Film, wenn ein Gebäude zusammenstürzt oder Notausgänge einfach nicht existieren? ArbeiterInnen brauchen strukturelle Lösungen. Die Marken müssen weitere unnötige Todesopfer verhindern. Die Unterzeichnung des Brandschutz- und Gebäudesicherheitsabkommen und die Zusammenarbeit mit lokalen Gewerkschaften ist der erste Schritt.
Das Brandschutz- und Gebäudesicherheitsabkommen, von bangladeschischen und internationalen Gewerkschaften sowie Arbeitsrechtsorganisationen erarbeitet, umfasst Gebäudeinspektionen, Trainings von ArbeiterInnen und eine wiederholte Evaluierungen der Sicherheitsstandards in Fabriken. Es ist transparent und praxisorientiert und wird von allen relevanten Interessensgruppen in Bangladesch unterstützt.
Fordern Sie von den Unternehmen Verantwortung ein und die Unterzeichnung des Brandschutz- und Gebäudesicherheitsabkommen!