free the 23 ccc CCC unterstützt ArbeiterInnen in Kambodscha Kampagne für Saubere Kleidung | Clean Clothes Campaign Germany

CCC unterstützt ArbeiterInnen in Kambodscha

Zahlreiche Gruppen verurteilen die Gewalt gegen NäherInnen in Kambodscha

Die internationalen Bekleidungsunternehmen sind aufgefordert, ihren Einfluss zu nutzen, damit die Repression gegen ArbeiterInnen, die für höhere Löhne kämpfen, beendet wird.

Gleichzeitig sind die Lohnverhandlungen mit ernsthafter Verhandlungsbereitschaft wieder aufzunehmen.

LucForsythCambodia2014 CCC unterstützt ArbeiterInnen in Kambodscha Kampagne für Saubere Kleidung | Clean Clothes Campaign Germany

Gruppen von Arbeitsrechtsaktivisten und Gewerkschaften auf der ganzen Welt sind entsetzt angesichts der brutalen Gewalt und Unterdrückung gegen demonstrierende ArbeiterInnen der Bekleidungs- und Schuhindustrie in Kambodscha.

Gemeinsam fordern die Clean Clothes Campaign, das International Labor Rights Forum, das Worker Rights Consortium, das Maquila Solidarity Network, die United Students Against Sweatshops, die International Union League for Brand Responsibility, die Workers United, SEIU, Framtiden i våre hender und CNV Internationaal Niederlande die internationalen Markenunternehmen auf, unmittelbar zu handeln.

Diese sollen den Kontakt zur kambodschanischen Regierung aufnehmen und Folgendes fordern:

  • Ein sofortiges Ende jeglicher Gewalt und Einschüchterung von ArbeiterInnen und ihrer Vertreter;
  • Entlassung aller Inhaftierten, die wegen ihrer Beteiligung an den Kämpfen inhaftiert sind1;
  • Anerkennung der Gewerkschaftsfreiheit und des Streikrechts;
  • Fallenlassen aller Anklagen gegenüber ArbeiterInnen und Gewerkschaftsführern, die an den Streiks teilgenommen haben;
  • Wiederaufnahme der Lohnverhandlungen und
  • Sicherstellung juristischer Verfolgung aller für die Gewalt Verantwortlichen.

Die Gewalt gegen die TextilarbeiterInnen begann, nachdem die kambodschanischen Gewerkschaften am 24. Dezember 2013 einen landesweiten Streik ausgerufen hatten. Die ArbeiterInnen verlangten eine Erhöhung des Mindestlohnes auf 160 US-$ pro Monat. Den tagelang anhaltenden Proteste, wurden am 2. und 3. Januar seitens der Polizei und des Militärs gewaltsam entgegen getreten. Dabei wurden mindestens vier Menschen getötet und fast 40 Menschen verletzt.

Daraufhin hat die Kampagne für Saubere Kleidung Markenfirmen, die in Kambodscha produzieren lassen, zur positiven Einflussnahme aufgefordert. Am 7. Januar haben sieben Unternehmen einen offenen Brief an die kambodschanische Regierung gerichtet. Darin wurden starke Bedenken angesichts der jüngst ausgeübten Gewalt zum Ausdruck gebracht. Es ist anerkennenswert, dass einige Markenunternehmen sich öffentlich geäußert haben. Dennoch ist das Schweigen und „Busines as usual“ der anderen Firmen angesichts derartiger Menschrechtsverletzungen erschreckend. Die kambodschanische Vereinigung der Textilfabrikanten (Garment Manufacturers Association in Cambodia) hatte die Anwendung von tödlicher Gewalt gegen streikende Arbeiter durch die Regierung gebilligt. Als Zivilgesellschaft vermissen wir klare Worte gegenüber der menschenverachtenden Haltung dieser Vereinigung. Die wesentliche Ursache der Demonstrationen sind die Hungerlöhne.

Die weltweit einkaufende Fashion-Industrie, die von dieser Tatsache profitiert, muss deshalb unmittelbar u.a. folgende Schritte ergreifen:

  • sich öffentlich verpflichten, dass jegliche Auftragsvergabe an Textil- und Schuhproduzenten in der Zukunft abhängig ist von:
    • einem sofortigem Ende der Gewalt gegen Arbeiter;
    • die Entlassung der während der Lohnproteste Verhafteten und das Fallenlassen aller Anklagen;
    • die Wiederherstellung des Streik- und Versammlungsrechts durch die Regierung;
  • Zahlung gerechter Preise an die Fabriken, die es den Unternehmern ermöglichen, einen würdigen Lohn zu zahlen;
  • Unterstützung der Forderung der ArbeiterInnen nach einer substanziellen Erhöhung des Mindestlohns (auf 160 US-$); und
  • Verpflichtung, weiterhin große Mengen in Kambodscha einzukaufen, sofern die Löhne steigen sollten.

Die Sicherheit und das Wohlergehen der inhaftierten Arbeiter stehen aktuell natürlich im Vordergrund. Doch sind die Markenunternehmen ebenso dringlich aufgefordert angesichts der Gewalt, die langfristigen Auswirkungen ihrer Kaufpraktiken zu analysieren.”, sagt Berndt Hinzmann von der Clean Clothes Campaign.“Denn solange Bekleidungsunternehmen Armutslöhnen in Kambodscha einkalkulieren, kann kein Markenunternehmen oder Handelshaus behaupten, fair und in Wahrung der Würde des Menschen zu handeln.”

In der kambodschanischen Textilindustrie sind über 500.000 Menschen beschäftigt. Der Anteil an der kambodschanischen Exportindustrie beträgt ca. 95% und entspricht einem Wert von 3,38 Milliarden US-$ im Jahr. Der Mindestlohn liegt weit unterhalb eines existenzsichernden Lohnes. Die „Hungerlöhne“ der ArbeiterInnen führen u.a. zu der schockierenden Unterernährung unter der vornehmlich weiblichen Arbeiterschaft.

Die jüngsten entsetzlichen Entwicklungen machen deutlich: Die Behörden können nicht länger die sozialen Probleme und armseligen Lebensbedingungen der ArbeiterInnen in Kambodscha ignorieren”, sagte Tola Meoun, Leiter der Programme für Arbeitsbedingungen der kambodschanischen NGO Community Legal Education Centre.

Zahlreiche Proteste als Zeichen der Solidarität finden seit den letzten Tagen weltweit statt. Gefordert wird auch die Wiederaufnahme der Lohnverhandlungen.

Text der Presseerklärung als PDF  CCC_Statement_Kambodscha oder auf englisch.

Auch die Globalen Gewerkschaftsverbände, Amnesty International, der Internationale Dachverband der Menschenrechtsorganisationen FIDH haben sich mit den Protestierenden solidarisiert und auch die EU – Delegation für Kambodscha verurteilte die Gewalt.

Ansprechpersonen:

Christiane Schnura, Koordinatorin der Kampagne für Saubere Kleidung

Berndt Hinzmann, INKOTA-netzwerk in der Kampagne für Saubere Kleidung, Kontakt: 030 42 08 202 51

Bettina Musiolek, ENS in der Kampagne für Saubere Kleidung, Kontakt: 0178 877 32 98

Weitere Informationen zu den Lohnkämpfen in Kambodscha und über Hungerlöhne bei Lieferanten internationaler Modehändler hier:

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