China: Weltmeister im Export von Textilien

China ist der weltweit größte Exporteur von Textilien und Bekleidung und verfügt über alle Stufen der textilen Verarbeitung (inkl. Rohstoffanbau). Seit dem Beitritt Chinas zur Welthandelsorganisation im Jahr 2001, dem Auslaufen des Welttextilabkommens Ende 2004 und der wenige Jahre später folgenden Aufhebung der von den USA und der EU verhängten Handelsbeschränkungen erfuhr die chinesische Textil- und Bekleidungsindustrie ein beispielloses Wachstum. China stieg zum bedeutendsten Akteur im Welthandel für Textilien und Bekleidung auf und ist nicht nur wichtiger Handelspartner von USA und EU, sondern auch von vielen asiatischen und afrikanischen Ländern.

Eine Frau in rosafarbenem Kopftuch sitzt hinter einer Nähmaschine, die ihr Gesicht verdeckt.

Zwar verfolgt die chinesische Regierung seit etlichen Jahren eine „Going out“-Strategie, in deren Zuge sie chinesische Investitionen in die Textil- und Bekleidungsindustrie anderer Länder vor allem in Asien, aber auch in Afrika ermutigt, doch nach wie vor ist China Weltmeister im Export von Textilien und Bekleidung.

Chinas Textilindustrie: viele Wanderarbeiter*innen

Viele Beschäftigte in der chinesischen Textil- und Bekleidungsindustrie sind sogenannte Wanderarbeiter*innen, die aus einem anderen Teil Chinas kommen, ihre ländlichen Familien ernähren müssen und am Arbeitsort nur eingeschränkte Bürgerrechte besitzen. Gewerkschaftsfreiheit gibt es in China nicht.

Wählen die Beschäftigten einer Fabrik / eines Unternehmens Interessenvertretungen, so müssen diese sich dem All Chinesischen Gewerkschaftsbund (ACGB) anschließen. Dieser gehört zur Kommunistischen Partei Chinas. Die lokalen Interessensvertretungen müssen daher den Vorgaben der Partei folgen. Wenn Arbeiter*innen in China streiken oder protestieren, dann sind bessere Löhne und besserer Zugang zu Sozialleistungen die wichtigsten Motive.

Mindestlöhne: Überleben durch Überstunden

Ein großer Raum mit vielen Nähtischen

Die gesetzlichen Mindestlöhne sind über Jahre hinweg zwar deutlich gestiegen: 2013 lag der Mindestlohn in der bedeutenden Industrieregion Shenzhen noch bei weniger als 200 Euro bzw. RMB 1.600 und im Jahr 2017 bei 260 Euro bzw. RMB 2.130. Doch hat sich das Wachstum der Löhne in den vergangenen Jahren abgeflacht: im Jahr 2024 lag der Mindestlohn in Shenzhen laut Wage Indicator Foundation bei rund 308 Euro bzw. 2.360 RMB.

Nach wie vor sind die Mindestlöhne zu niedrig, um eine menschenwürdige Existenz zu ermöglichen. Die Arbeiter*innen sind deshalb auf zahlreiche Überstunden angewiesen, um mit ihrem Einkommen einigermaßen auskommen zu können. Nach aktuellen Berechnungen der Asia Floor Wage Alliance müsste ein existenzsichernder Lohn in China ca. 834 Euro bzw. RMB 6.389 betragen (Umrechnung nach Oanda.com, 20.11.2024).

Zwangsarbeit in Xinjiang

Den steigenden Arbeitskosten in den wichtigsten chinesischen Exportzonen, die vor allem in den östlichen Küstenprovinzen liegen, begegnet die chinesische Regierung seit Jahren mit Anreizen, die Textil- und Bekleidungsproduktion im Westen des Landes anzusiedeln. Zu diesen westlichen Regionen gehört die Autonome Uigurische Region Xinjiang. 80 Prozent der chinesischen Baumwollproduktion kommen von dort und seit Jahren wächst die Textilproduktion dort, insbesondere die Garnproduktion.

Eine besonders schwerwiegende Arbeitsrechtsverletzung ist die Zwangsarbeit, von der die in Xinjiang lebenden Uigur*innen (sowie weitere turkische und muslimische Minderheiten) betroffen sind. Schätzungen gehen von 1-1,8 Mio. Menschen aus, die interniert und/oder zu Zwangsarbeit gezwungen werden.

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Textil- und Bekleidungsfabriken mit mehr als 20 Mio. RMB Umsatz (2021)
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Beschäftigte in größeren Textil- und Bekleidungsfabriken (2021)
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Mindestlohn Shenzhen (2023)
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Existenzlohn (2023)

Quellen: China Statistical Yearbook 2022, Tab. 13-6; China Briefing; Asia Floor Wage Alliance

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Kontakt

Sabine Dr. Sabine Ferenschild Kampagne für Saubere Kleidung | Clean Clothes Campaign Germany

Dr. Sabine Ferenschild

Wissenschaftliche Mitarbeiterin, SÜDWIND Institut

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Ich arbeite von Bonn aus.

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Beitragsbilder: Fabrikhalle und Schuhproduktion in Fujian © Fritz Hofmann / Suedwind