Myanmars noch junge und schwache Gewerkschaftsbewegung wird unter dem Vorwand von Covid-19 bedroht. Gezielt werden Gewerkschaftsführer*innen und Mitglieder entlassen um so die Arbeit von Arbeitnehmer*innenrechtsbewegungen zu untergraben.
Ein Eingreifen in die Geschehnisse ist dringend notwendig. Brands müssen unverzüglich Maßnahmen ergreifen, um solch diskriminierenden Entlassungen innerhalb ihrer Lieferketten zu stoppen. Die massiv hohe Anzahl an derzeitigen Fällen, in denen Gewerkschaften zerschlagen werden, ist nur Teil eines größeren Bildes der Gewerkschaftsunterdrückung in Myanmar. Diese umfasst gewalttätige Übergriffe auf Gewerkschaftsführer*innen, Schikanierung und Einschüchterung von Mitgliedern und erst kürzlich Verhaftungen von Arbeitnehmer*innen wegen ihrer Beteiligung an friedlichen Streiks.
Die folgenden drei Fälle – Myan Mode, Rui Ning und Huabo Times – folgen alle dem gleichen Muster: Während der ersten Monate des Coronavirus- Ausbruchs wurde eine unverhältnismäßig hohe Zahl von Gewerkschaftsmitgliedern entlassen, nachdem die Gewerkschaften ihre Stimme wegen unsicherer Arbeitsbedingungen im Zusammenhang mit Covid-19 und nicht gezahlten Löhnen erhoben hatten.
In allen drei Fabriken ist Inditex (dem u.a. der globale Moderiese Zara gehört) als Großabnehmer vertreten. Sowohl in Rui Ning als auch in Huabo Times lässt Bestseller produzieren (dem das Modelabel Only angehört). Beide Unternehmen haben einen Verhaltenskodex, dem zu Folge die Vereinigungsfreiheit bei ihren Zulieferern in Myanmar zu schützen ist. Das scheint jedoch real nichts zu bedeuten. Auch wenn ein gewisses Maß an Einschnitten aufgrund der gegenwärtigen globalen Corona-Krise unvermeidlich sein mag, so muss doch sichergestellt werden, dass die Kürzungen der Arbeitskräfte in einer Fabrik nicht als Mittel zur Diskriminierung von Gewerkschaftsmitgliedern und zur Abschreckung von Arbeitnehmer*innen, die einer Gewerkschaft beitreten möchten, benutzt wird. Was die Bekämpfung dieser deutlichen Verstöße gegen die Vereinigungsfreiheit anbelangt, so tun Inditex und Bestseller bisher wenig, um den lokalen Gewerkschaften am Verhandlungstisch Raum zu geben. Genauso wenig, um sicherzustellen, dass die Verhandlungsbedingungen mit den Menschenrechten übereinstimmen – zu deren Einhaltung sich die Marken aber öffentlich verpflichtet haben.
Marken sollten diese Pandemie nicht dazu nutzen dürfen, von ihrer Verantwortung abzulenken. Covid-19 darf nicht als Deckmantel benutzt werden, Arbeiter*innen zum Schweigen zu bringen und ihre Rechte mit Füßen zu treten. Die Kampagne für Saubere Kleidung (CCC) ruft alle Marken dazu auf, präventive Maßnahmen zu ergreifen, damit es nicht zur Diskriminierungen bei Entscheidungen über Personalabbau und Neueinstellungen kommt.
Marken und Einzelhändler müssen alle Lieferanten auffordern, klare Richtlinien zu entwickeln, die sicherstellen, dass Krisen, wie die aktuelle Corona-Pandemie, nicht als Vorwand genutzt werden, gewerkschaftliche Organisation zu zerschlagen.
In Fabriken, in denen es eine Gewerkschaft gibt, sollten Richtlinien gemeinsam mit ihnen ausgehandelt und unterzeichnet werden. Vorschläge zum Stellenabbau sollten auch von den Marken überwacht werden, um sicherzustellen, dass sie sich nicht unverhältnismäßig stark auf Gewerkschaftsmitglieder, deren Führer*innen, Frauen (insbesondere schwangere Frauen) oder Beschäftigte mit unbefristeten Verträgen auswirken.