Das Amt für MÖWe und die Christliche Initiative Romero (CIR) geben ihren Austritt aus dem Bündnis für nachhaltige Textilien bekannt
Das Textilbündnis wurde im Oktober 2014 als Reaktion auf tödliche Unfälle in Textilfabriken in Bangladesch und Pakistan von Bundesentwicklungsminister Dr. Gerd Müller gegründet. Es hat sich zum Ziel gesetzt, die Bedingungen in der weltweiten Textilproduktion zu verbessern.
Das Bündnis besteht nun seit über sieben Jahren und in der Summe ist festzustellen, dass das Textilbündnis weit hinter seinen Zielen zurückgeblieben ist. Unternehmen bleiben weit hinter dem zurück, was wir als Kirche und Zivilgesellschaft erwarten.
Ernüchternde Ergebnisse des Textilbündnisses
Das Amt für MÖWe und die Christliche Initiative Romero e.V. haben sich nach Kräften und mit hohen personellen Ressourcen über Jahre im Textilbündnis engagiert. Die Ergebnisse sind ernüchternd.
Bündnis-Initiativen sollten in ausgewählten Produktionsländern zu spezifischen Themen Umsetzungsschritte erproben, z. B. zu existenzsichernden Löhnen. Diese Möglichkeit hat nur eine verschwindende Minderheit der Bündnis-Unternehmen wahrgenommen.
Ein Kernziel war von Beginn an die Erreichung von existenzsichernden Löhnen. Nach sieben Jahren hat es hier vor Ort zu keiner einzigen Verbesserung geführt. An einem nun startenden living-wage-lab wollen sich von den 70 Mitgliedsunternehmen nur 12 beteiligen. ALDI Nord gehörte zunächst dazu, ist aber nach zwei Monaten Mitarbeit wieder ausgetreten. Dass namhafte Konzerne wie Adidas, C&A, Gerry Weber oder Seidensticker sich von vorneherein nicht an dieser Initiative beteiligt haben, verdeutlicht, wie schwach und unzuverlässig das Engagement relevanter Mitgliedsunternehmen beim Thema Existenzlöhne ist.
Im Zuge der Covid-Pandemie haben auch Bündnis-Unternehmen die Lasten auf ihre Zulieferbetriebe und damit auf die ArbeiterInnen abgeschoben. Bestellte und schon produzierte Waren wurden nicht abgenommen, Bestellungen wurden annulliert. Die Verantwortung für die Schwächsten in der Pandemie wurde nicht oder von einigen erst im Nachgang wahrgenommen.
Fehlende Lieferketten-Transparenz
Es gibt immer noch relevante Mitgliedsunternehmen, die den Review-Prozess nicht abgeschlossen haben. So haben H&M, Primark oder Puma ihre Berichtspflicht 2021 immer noch nicht erfüllt. Ein anspruchsvoller Review-Prozess mit transparenter Berichterstattung ist unverzichtbarer Kern des Bündnisses.
Eine aussagekräftige Wirkungsmessung der Maßnahmen der Unternehmen ist essentiell, auch für die Glaubwürdigkeit des Bündnisses. Eine solche gibt es aus Mangel an Beteiligung der Unternehmen nicht. Die Datenlage ist höchst unbefriedigend.
Es gibt immer noch keine aussagekräftige Transparenz im Blick auf die Lieferketten. Nur wenige Bündnis-Unternehmen legen ihre Lieferketten in aggregierter Form vor, obwohl dies keine unternehmens-sensiblen Daten beinhaltet.
Für die Mitgliedsunternehmen im Textilbündnis müsste die Unterzeichnung des Bangladesh-Accord-Folgeabkommens eine Selbstverständlichkeit sein, auch weil es die Katastrophe betrifft, die zur Gründung des Bündnisses geführt hat. Dies ist nicht bei allen Bündnis-Unternehmen der Fall. Dies zeigt, wie wenig sie die Bündnisziele ernst nehmen, wenn es um konkrete Umsetzung geht.
Beitragsbild: Eva Hein