Grafik auf lila HIntergrund zu Bjorn Gulden, adidas-CEO

Löhne und Menschenrechte: Aktivist*innen fordern von Adidas Taten statt leerer Worte

Aktivist*innen rufen die Adidas-Aktionär*innen dazu auf, das Unternehmen bei der Hauptversammlung nicht zu entlasten und Arbeitsrechte ernsthaft zu schützen.

Fürth, 09. Mai 2023. Anlässlich der Adidas-Hauptversammlung am 11. Mai 2023 in Fürth protestieren Vertreter*innen der Kampagne für Saubere Kleidung (Clean Clothes Campaign) gemeinsam mit dem Dachverband der Kritischen Aktionäre & Aktionärinnen und Verbündeten gegen Lohndiebstahl und Menschenrechtsverletzungen. Sie fordern von Adidas, seiner Sorgfaltspflicht gerecht zu werden und die Einhaltung grundlegender Arbeitsrechte sicherzustellen.

„Abfindungs- und Lohndiebstahl und die Verletzung grundlegender Gewerkschaftsrechte sind seit langem Probleme in der Lieferkette von Adidas, die sich für die Beschäftigten seit der Pandemie verschärft haben”, sagt Vivien Tauchmann, Koordinatorin der Kampagne #PayYourWorkers. So zeigen Untersuchungen, dass allein den Beschäftigten in acht Adidas-Zulieferfabriken in Kambodscha von März 2020 bis Mai 2021 Lohnzahlungen in Höhe von fast 10 Millionen Euro geschuldet werden.

Die Kampagne, die von mehr als 280 Gewerkschaften und Organisationen weltweit getragen wird, fordert Adidas auf, das verbindliche Abkommen „Pay Your Workers – Respect Labour Rights“ (PYW-RLR) zu unterzeichnen. Das Abkommen schützt die Rechte der Textilarbeiter*innen auf ihren Lohn, Abfindungen sowie Vereinigungsfreiheit und Tarifverhandlungen. Dazu schlägt die Kampagne der Adidas-Hauptversammlung vor, dass ein höherer Teil des Bilanzgewinns für solche effektiven Maßnahmen verwendet werden sollte, um strukturelle Probleme in den Lieferketten von Adidas zu lösen.

Statt ausstehende Löhne und Abfindungen zu zahlen, investiert Adidas zunehmend in „Nachhaltigkeits“-Programme: Bis 2025 will der Konzern neun von zehn Artikeln aus ökologisch bevorzugten Materialien wie recyceltem Kunststoff herstellen. Das Plastik für das DFB-Trikot zur Fußball-WM 2022 wurde jedoch entgegen der offiziellen Angabe nicht nur von einer Umweltorganisation auf den Malediven gesammelt, sondern in Thailand und auf den Philippinen, wo Kinder Plastikflaschen sammeln. „Es ist ein Skandal, dass in den nachhaltigen Produkten von Adidas sehr wahrscheinlich ausbeuterische Kinderarbeit steckt“, sagt Sandra Dusch Silva von der Romero Initiative (CIR), die Mitglied der Kampagne für Saubere Kleidung ist.

„Adidas ist somit als Sponsor und Ausrüster für die UEFA EURO 2024 nicht tragbar, da Nachhaltigkeit und die Einhaltung der Menschenrechte mit diesem Unternehmen nicht garantiert werden können.“

Die Kritiker*innen der Kampagne für Saubere Kleidung (Clean Clothes Campaign) und des Dachverbands der Kritischen Aktionäre & Aktionärinnen fordern die Aktionär*innen auf, das Unternehmen bei der Aktionärsversammlung des Konzerns nicht zu entlasten.

Zum Gegenantrag

Pressekontakte:

  • Sandra Dusch Silva (CIR),dusch@ci-romero.de, mobil: 0176-64190709
  • Vivien Tauchmann, payyourworkers@saubere-kleidung.de, +4915227211098

Hintergrund zu Adidas:

  • Adidas ist bekannt für Menschenrechtsverletzungen in seiner globalen Lieferkette. Die Marke wird mit zahlreichen Fällen von Lohn- und Abfindungsbetrug sowie der Verletzung von Gewerkschaftsrechten in Verbindung gebracht, die während der Pandemie exponentiell zugenommen haben.
  • Zu den bekanntesten Fällen gehören die mehr als 500 Beschäftigten des kambodschanischen Adidas-Zulieferers Hulu Garment, die seit über drei Jahren um die ihnen gesetzlich zustehenden Abfindungen in Höhe von 1,1 Millionen US-Dollar kämpfen, sowie die jüngsten Angriffe auf die Vereinigungsfreiheit der Beschäftigten in der Fabrik von Pou Chen Myanmar, wo Gewerkschaftsmitglieder entlassen wurden, weil sie ihre Rechte einforderten. Obwohl sie nach einer weltweiten Kampagne wieder eingestellt wurden, gibt es weiterhin Probleme mit der Zerschlagung von Gewerkschaften in der Fabrik.
  • Chhorpesal Chhom, eine ehemalige Mitarbeiterin von Hulu Garment, die immer noch für das ihr zustehende Geld kämpft, sagt: „Ich habe Sportkleidung für Adidas hergestellt. Ich sehe, wie teuer diese Kleidung ist – ein Stück ist teurer als mein Lohn, einschließlich Überstunden. Der Preis im Vergleich zu meinem Gehalt ist schockierend. Meine Kolleg*innen und ich werden nicht aufhören zu kämpfen, bis Adidas zahlt, was sie uns schulden.”
  • Das Abkommen Pay Your Workers, das von 286 Organisationen auf der ganzen Welt unterstützt wird, bietet Adidas einen Weg, um die zahlreichen Verstöße gegen Arbeitsrechte in seiner Lieferkette im nötigen Umfang zu beseitigen. Dazu gehört auch die Einzahlung in einen Abfindungsgarantiefonds, um sicherzustellen, dass Arbeiter*innen, die in der Adidas-Produktion tätig sind und ihren Arbeitsplatz verlieren, ihren Anspruch auf Abfindung erhalten.
  • Die Kampagne für Saubere Kleidung ist ein internationales Netzwerk, das sich für die Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen aller Beschäftigten in der Textil-, Sport-, Schuh- & Lederindustrie einsetzt.
Beitragsbild: ©Lorena Thunn
#PayYourWorkers, adidas

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