Foto von einer Kasse der Fast Fashionkette Primark

Beschäftigte eines Zulieferers von Calzedonia und Primark erkämpften Nachzahlung von über Jahre vorenthaltenem Lohn

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Fabrikarbeiter*innen des serbischen Sockenherstellers Valy triumphieren über unzulässige Überstundenpraktiken: 98 Gewerkschaftsmitglieder erhielten vom serbischen Sockenlieferanten Valy die Überstundenvergütung, die ihnen in den vergangenen 2,5 Jahren vorenthalten worden war.

Valy d.o.o. ist eine Fabrik, die Socken in der serbischen Stadt Valjevo herstellt und zu deren Abnehmern Calzedonia und Primark gehören. Zwischen 2018 und 2021 nahm die Fabrikleitung von Valy d.o.o. Änderungen an den Arbeitsplänen vor, die gegen das nationale Arbeitsrecht verstießen. Die Beschäftigten entdeckten, dass diese Änderungen unrechtmäßig waren, kurz nachdem 2021 eine neue Fabrikgewerkschaft, Sloga, gegründet worden war. Darüber hinaus erfuhren die Beschäftigten, dass sie für die geleisteten Überstunden keine angemessene Vergütung erhielten. Dies wurde von der serbischen Arbeitsaufsichtsbehörde im November 2021 bestätigt, die den Beschäftigten riet, ihre ausstehenden Zahlungen gerichtlich einzufordern. Die Arbeiter*innen wandten sich mit einem Hilferuf an das Serbische Zentrum für Emanzipationspolitik (CPE), ein Mitglied des Netzwerks der Clean Clothes Campaign (CCC).

Die Mitglieder des CCC-Netzwerks appellierten an die Fabrik, die Arbeiter*innen direkt zu entschädigen, anstatt langwierige und teure Gerichtsverfahren über sie ergehen zu lassen. Auch die Käufer wie Calzedonia und Primark wurden informiert, und es wurden Gelder gesammelt, damit die ersten Arbeiter*innen vor Gericht ziehen konnten.

Die erste Reaktion des Werks war ein Rundumschlag gegen den Vorsitzenden der Gewerkschaft, die das Problem überhaupt erst ans Licht gebracht hatte: Željko Veselinović, der Vorsitzende von Sloga, hatte sich zuvor gegen die Arbeitspraktiken bei Valy d.o.o. ausgesprochen, darunter Massenentlassungen Ende 2021. Am 29. Juni 2022 reichte Valy d.o.o. ein persönliches Gerichtsverfahren gegen Veselinović ein und forderte seine Inhaftierung wegen „Rufschädigung“ des Unternehmens. Die CCC-Mitglieder waren über diesen Versuch der Einschüchterung von Gewerkschaftsvertretern entsetzt und forderten die Fabrik und ihre italienische Muttergesellschaft Golden Lady auf, diese Anschuldigungen fallen zu lassen. Glücklicherweise lenkte die Fabrik in diesem Punkt ein und ließ die Klage fallen. Sie erklärten sich auch bereit, mit der Gewerkschaft zu verhandeln.

Die Verhandlungen verliefen zunächst ergebnislos. Trotz des ursprünglichen Gerichtsurteils zugunsten des Arbeiters, bot die Fabrik nur eine Teilzahlung des geschuldeten Betrags an und behauptete, dass die Arbeiter*innen die Gerichtskosten der Fabrik im Zusammenhang mit den von ihnen eingereichten Klagen übernehmen sollten. Die Gewerkschaft lehnte diesen Vorschlag natürlich ab und unterstützte stattdessen weiterhin die juristischen Auseinandersetzungen ihrer Mitglieder vor Gericht. Mit Erfolg: 98 Gewerkschaftsmitglieder erhielten die Überstundenvergütung, die die Fabrik in den vorangegangenen 2,5 Jahren zurückgehalten hatte.

Die Mitglieder des globalen CCC-Netzwerks haben den Kampf von Sloga kontinuierlich unterstützt. Für den Moment ist CPE mit diesem Erfolg zufrieden. Dennoch bleiben sie in Kontakt mit den Beschäftigten von Valy d.o.o., um die Situation an ihrem Arbeitsplatz zu überwachen, auch was die Anerkennung der Gewerkschaft betrifft.

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