Sechs Menschen stehen auf einem Platz und halten Plakate in den Händen.

Now it’s your turn, Olymp!

Ehemalige Olymp-Arbeiter*innen reichen eine Beschwerde bei der deutschen OECD-Kontaktstelle ein

Mehr als zwei Jahre nach der Schließung der kroatischen Bekleidungsfabrik Orljava reichen die kroatische Gewerkschaft Novi Sindikat und die Partnerorganisation Kampagne für Saubere Kleidung (CCC DE) am 25. Oktober eine Beschwerde gegen den größten und einzigen ausländischen Kunden der Fabrik, Olymp, bei der deutschen Nationalen Kontaktstelle für die OECD ein.

Mit der Beschwerde fordern wir gemeinsam mit Novi Sindikat im Namen der ehemaligen Arbeiter*innen von Orljava, dass Olymp

  • den 172 Arbeiter*innen, die zum Zeitpunkt der Schließung ihren Arbeitsplatz verloren, eine Entschädigung für den durch Zahlungsverzug und hohe Inflation entstandenen Schaden zusichert und
  • den Schaden, der den Arbeiter*innen entstanden ist, abmildert – beispielsweise indem sie Unterstützung bei der Suche nach einer neuen Stelle Beschäftigung erhalten.

Die deutsche Herrenbekleidungsmarke Olymp war jahrzehntelang Hauptkunde der staatlichen Bekleidungsfabrik Orljava in Požega. 300 Beschäftigte, darunter viele Frauen, lebten von der Arbeit in der Hemdenfabrik. Mit dem Beginn der Covid-19-Krise reduzierte Olymp das Auftragsvolumen massiv. Die Fabrikleitung entließ fast die Hälfte der Belegschaft.

Eine Gruppe Menschen steht in einem Einkaufszentrum vor einem Geschäft und hält Plakate hoch.
Protestaktion der ehemaligen Arbeiterinnen vor einer Olymp-Filiale in Berlin.

Zwar erhielt Orljava finanzielle Unterstützung von der Regierung. Doch Olymp hatte Jahrzehnte lang extrem niedrige Preise bezahlt. Die Reserven der Fabrik waren entsprechend gering – und musste am 13. Juli 2021 Konkurs anmelden. Alle 172 Arbeiter, die in Orljava beschäftigt waren, verloren von einem Tag auf den anderen ihren Arbeitsplatz. Abfindungen erhielten sie nicht.

Kroatien: Staat zahlt Teil der Abfindungen als Soforthilfe

Im Oktober 2021 verurteilte ein kroatisches Gericht den Staat dazu, 37,5 % der Abfindungen als Soforthilfe zu zahlen. Den verbleibenden Betrag – insgesamt rund 450.000 Euro – sollten die ehemaligen Beschäftigten nach der Liquidation des Vermögens von Orljava erhalten. Erst im März 2023 beschloss die kroatische Regierung, Abfindungen und andere Ansprüche in Höhe von rund 490.000 Euro an 237 ehemalige Orljava-Arbeiter*innen zu zahlen. Diese Entscheidung wurde bei einem Treffen mit dem kroatischen Premierminister am 8. März bestätigt.

Mario Iveković von Novi Sindikat kommentiert:

„Wir sind froh, dass einer der verantwortlichen Akteure, nämlich die kroatische Regierung, Verantwortung gezeigt hat, aber wir erwarten auch, dass Olymp als exklusiver ausländischer Käufer Maßnahmen ergreift, um die ehemaligen Arbeiter von Orljava zu unterstützen, von denen viele bis heute ohne Beschäftigung sind. Jetzt bist du dran, Olymp!

Die Beschwerdeführer*innen machen geltend, dass Olymp in zweierlei Hinsicht nicht im Einklang mit den OECD-Leitsätzen für multinationale Unternehmen gehandelt hat.

  1. hat Olymp es versäumt, beim Beenden seiner Geschäftsbeziehung mit Orljava Maßnahmen zu ergreifen, die nachteilige Auswirkungen seiner Entscheidung auf die Arbeiter*innen verhindern oder abmildern. Damit verletzte Olymp seine angemessene risikobasierte Sorgfaltspflicht.
  2. hat Olymp die relevanten Interessengruppen bei seinem Rückzug nicht sinnvoll einbezogen. Die Arbeiter*innen wurden über viele Monate über die Sicherheit ihrer Arbeitsplätze im Unklaren gelassen.

Lieferkettengesetz greift nicht

Zwar gibt es in Deutschland bereits ein Sorgfaltspflichtgesetz für Menschenrechte. Doch Olymp ist ein Beispiel für dessen Grenzen. Denn die Modemarke ist derzeit von der Anwendung des Gesetzes ausgenommen, weil es im ersten Jahr nur für Unternehmen mit mindestens 3000 Mitarbeiter*innen gilt. Für OLYMP arbeiten in Deutschland aber nur etwa 500 Menschen. Von allen internationalen Unternehmen, unabhängig von ihrer Größe, wird jedoch erwartet, dass sie im Einklang mit den OECD-Leitsätzen handeln.

Die Arbeiter*innen, die Gewerkschaft und die Kampagne für Saubere Kleidung Deutschland werden sich am 26. Oktober mit Vertreter*innen von Olymp und der Multi-Stakeholder-Initiative Fair Wear Foundation treffen. Wir sind optimistisch, dass die deutsche Nationale Kontaktstelle – als angesehene unabhängige Stelle – einen weiteren konstruktiven Dialog ermöglichen wird, sofern Olymp dazu bereit ist.

Darüber hinaus haben wir die deutsche nationale Kontaktstelle gebeten, zu klären,

  • was Olymp hätte tun sollen, um verantwortungsvoll auszusteigen, und
  • wie das Unternehmen seine Politik verbessern kann, um zu verhindern, dass ähnliche Situationen bei anderen Zulieferern in Zukunft auftreten.
Kroatien, Lieferkettengesetz, OLYMP

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