Die Studien der CCC-Türkei und der nordmazedonischen labour support-Organisation Glasen Tekstilez / Stimme der Textilarbeiter*innen enthüllen eine Verschlechterung der ohnehin miserablen Arbeitsbedingungen.
Insbesondere in der Türkei wurden Beschäftigte bei Unterauftragnehmern befragt, wo erfahrungsgemäß die Arbeiter*innen unter noch katastrophaleren Umständen leiden als ohnehin in den direkten Lieferanten. Insbesondere arbeiten bei Unterauftragnehmern viele Menschen ’schwarz‘. Informell Arbeitende ohne Arbeitsvertrag und regelmäßige Lohn- und Sozialleistungen „haben keine Wahl als weiterzuarbeiten. Wenn sie es nicht täten, stünden sie ohne Einkommen und Unterstützung da. (…) Sie müssen weiterarbeiten, egal unter welchen Bedingungen.“ Jedoch auch regulär Beschäftigte leiden unter der Krise, da die Regierung sich auf die Unterstützung der Arbeitgeber konzentriert – beispielsweise durch Stundung von Steuer- oder Kreditschulden. Die wenigsten Arbeitnehmer*innen können überhaupt von Regierungsmaßnahmen wie Kurzarbeitergeld oder Arbeitslosenhilfe profitieren. „Die Risiken, denen die Beschäftigten ausgesetzt sind, nehmen täglich zu infolge der nicht adäquaten Regierungsmaßnahmen und der Tatsache, dass Arbeitgeber keine Maßnahmen zu ihrem Schutz ergreifen.“ Zu diesen Risiken gehören Gefahren für die Gesundheit wie auch für das Auskommen und die soziale Sicherheit.
In Nordmazedonien hat mit Unterstützung der Friedrich-Ebert-Stiftung die Organisation Glasen Tekstilez / Stimme der Textilarbeiter*innen über die Praktiken in der Textilindustrie berichtet. Von dort wird berichtet, dass trotz Ausgangssperre und häuslicher Zwangsquarantäne für das gesamte Land viele Nähfabriken illegal weitergearbeitet haben. Somit waren die Arbeiter*innen auch in Nordmazedonien großen gesundheitlichen Risiken ausgesetzt. Und auch in Nordmazedonien erlangen die wenigsten Beschäftigten Zugang zu den Regierungspaketen, die eigentlich auch zu ihrer Unterstützung da sein sollten. Sehr viele Beschäftigte wurden regelwidrig kurzfristig zwangsgekündigt, viele mussten zwangsweise ihren Arbeitsvertrag von unbefristet auf befristet oder von Vollzeit auf Teilzeit umwandeln, viele erhielten weniger Lohn als den Mindestlohn, der ohnehin ein Armutslohn ist. Und so ließe sich die Liste der Arbeits– und Menschenrechtsverletzungen fortsetzen, über die Glasen Tekstilez in diesem Dokument berichtet.
Weitere Informationen in englischer Sprache:
The Industry I Want: Kristina Ampeva (Glasen Tekstiles, North Macedonia)
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Beitragsbild: Clean Clothes Campaign