Am 22. April jährt sich die Schließung der Fabrik Jaba Garmindo in Indonesien zum siebten Mal. 2.000 indonesische Bekleidungsarbeiter*innen kämpfen für die 5,5 Millionen Dollar Abfindungen, die ihnen seit 2015 rechtlich zustehen. Die Arbeiter*innen haben unter anderem Kleidung für Uniqlo und die deutsche Modemarke s.Oliver hergestellt. Anlässlich des siebten Jahrestags der Fabrikschließung haben die Arbeiter*innen einen offenen Brief veröffentlicht (hier verfügbar), in dem sie Tadashi Yanai, den Vorsitzenden und größten Aktionär von Fast Retailing (der Muttergesellschaft von Uniqlo), und Claus-Dietrich Lahrs, den CEO von s.Oliver, auffordern, endlich die ihnen zustehenden Abfindungen zu zahlen.
Der Diebstahl von Abfindungen ist ein bekanntes Risiko in der Bekleidungsindustrie, und die Markenunternehmen sind gemäß den UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte verpflichtet, ihre Sorgfaltspflicht zu erfüllen und die Risiken zu mindern. Wenn sie dies nicht tun, müssen sie unverzüglich Maßnahmen ergreifen, um Rechtsverletzungen zu beheben. Im Fall von Jaba Garmindo haben sowohl Uniqlo (unter der Muttergesellschaft Fast Retailing) als auch s.Oliver es versäumt, das Risiko zu mindern, und beide weigern sich bis heute, sinnvolle Schritte zur Abhilfe und Gerechtigkeit zu unternehmen.
Der Brief der Arbeiter*innen richtet sich an Yanai und Lahrs:
Unsere und Ihre Welt überschneiden sich nicht oft. Wir haben die Kleidung hergestellt, die Sie verkaufen, aber wir haben, im Gegensatz zu Ihnen, keinen Luxus in unserem Leben. Seit der Schließung der Fabrik von Jaba Garmindo im Jahr 2015 waren viele von uns gezwungen, informell zu arbeiten – Muscheln für Fischer putzen, Lebensmittel auf der Straße verkaufen, tägliche Arbeit, die uns keine Sicherheit bot. Diese Jobs brachten uns noch weniger ein als die Löhne, die wir als Bekleidungsarbeiter*innen bekamen, und sie verschwanden über Nacht aufgrund der Covid-Beschränkungen. Wir standen wieder einmal mittellos da.
2.000 ehemalige Arbeiter*innen von Jaba Garmindo kämpfen seit sieben Jahren unermüdlich für die 5,5 Millionen Dollar, die ihnen rechtlich zustehen. Es gibt immer mehr Präzedenzfälle, in denen Marken in Fällen von Abfindungsbetrug zahlen, aber Uniqlo und s.Oliver weigern sich immer noch. Ihre Untätigkeit zeigt, dass ihr Gerede von der Stärkung der Frauen völlig hohl ist, nichts als PR-Spinnerei, während sie weiterhin zulassen, dass Frauen in ihren eigenen Lieferketten leiden und hungern.
Sowohl Fast Retailing als auch s.Oliver sind Mitglieder der Fair Labor Association (FLA), und im Juli 2021 veröffentlichte die FLA das Ergebnis ihrer 18-monatigen Untersuchung des Falles. Der FLA-Bericht enthielt Empfehlungen, dass die Marken zusammenkommen sollten, um einen finanziellen Hilfsfonds für die Arbeiter einzurichten, was jedoch noch nicht geschehen ist.
- Offener Brief der ehemaligen Arbeiter*innen der Fabrik Jaba Garmindo
- Mehr zu den Hintergründen der Fabrikschließung Jaba Garmindo: https://saubere-kleidung.de/aktuelles/#jaba-garmindo
- Zum Bericht der Fair Labor Association: https://www.fairlabor.org/report/jaba-garmindo-indonesia
Beitragsbild: Indonesien_JabaGarmindo_CCC