Bekleidungsindustrie Südasien

Arbeitsrechte, Arbeitskämpfe, Lebensrealitäten von Arbeiter*innen in Bangladesch, Indien, Pakistan und Sri Lanka

Bangladesch ist nach China der weltweit größte Exporteur von Bekleidung. In Indien arbeiten 45 Millionen Menschen in der Textilindustrie. In Pakistan sind mehr als ein Drittel aller Beschäftigten des verarbeitenden Gewerbes in Bekleidungsfabriken tätig. In Sri Lanka zählt der Textil- und Bekleidungssektor zu den wichtigsten Wirtschaftssektoren.

Und überall gehören Ausbeutung und Arbeitsrechtsverletzung zum Alltag von Millionen Arbeiter*innen.

Wenn es doch nur eine Krippe in der Fabrik geben würde, dann könnte ich meinen Sohn aufwachsen sehen und müsste ihn nicht im Dorf zurücklassen. Ich habe ihn nur deshalb dort gelassen, weil mein Mann und ich uns eine private Betreuung nicht leisten können.
Zitat einer indischen Arbeiterin

Länder im Fokus

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Anzahl Textilfabriken (2024)
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Beschäftigte Bekleidungsindustrie (2024)
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Anteil der Textilindustrie am Gesamtexport (2024)

Bangladesch ist nach China der weltweit größte Exporteur von Bekleidung, die rund 84.58 Prozent der Exporterlöse des Landes erwirtschaftet. Rund vier Millionen Beschäftigte, davon 54 Prozent Frauen, leben von der Arbeit in der Bekleidungsindustrie.

Bangladeschs Mindestlohn wurde nach fünf Jahren Stillstand und heftigen Protesten der Arbeiter*innen mit vier Toten und Hunderten von Festnahmen im Jahr 2023 von 8000,- auf 12.500 Taka (97,- EUR) erhöht und liegt weiter unter den Forderungen der Gewerkschaften. Die Löhne sind weiterhin so niedrig, dass die Näherinnen Überstunden machen müssen, um überleben zu können. Deshalb schuften die Frauen bis zu 10 Stunden am Tag und bis zu 100 Überstunden im Monat. In Bangladesch ist es extrem schwierig, in den Fabriken Gewerkschaften zu gründen und diese offiziell anerkennen zu lassen.

Nach dem Zusammenbruch von Rana Plaza am 24.4. 2013 mit über 1100 Toten und über 2400 Verletzten war der Druck auf die Unternehmen so hoch, dass sie einem Gebäude- und Brandschutz Abkommen (Accord) zustimmten. Seit 2020 hat der lokale Ready Made Garment Sustainability Council (RNC) die Arbeit des Accord übernommen. Allerdings sind die Gewerkschaften nicht wie im Accord mit der Hälfte der Stimmen im board of directors vertreten, sondern die Vertreter*innen der Fabriken und der Marken dominieren mit zwei Drittel der Sitze. Auch das Personal wurde ausgewechselt.

Auch wenn die Kontrollen seitdem nachgelassen haben, gilt der Accord bis heute als ein erfolgreicher Vertrag, der stark zur Sicherheit der Fabriken in Bangladesch beigetragen hat.

Bangladesch: News zur Textilindustrie

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Anzahl Textilfabriken (2024)
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Beschäftigte Bekleidungsindustrie (2022)
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Anteil der Textilindustrie am Gesamtexport (2022)

Die Textilindustrie ist eine der ältesten und wichtigsten Industrien in Indien. Heute ist das Land einer der größten Bekleidungsproduzenten für westliche Länder und der sechsgrößte Textilexporteur der Welt. Laut dem Bericht „Prospects for the Textile and Clothing Industry in India, 2022” beträgt der Anteil der Bekleidungsindustrie an den Exporterlösen etwa 10 Prozent. Die Textil – und Bekleidungsindustrie beschäftigt rund 45 Millionen Menschen, 70 Prozent davon sind Frauen. Sie gelten als weniger produktiv als Männer und werden typischerweise in ungelernte Positionen mit den niedrigsten Löhnen eingestellt. Das geschlechtsspezifische Lohngefälle in der indischen Bekleidungsindustrie beträgt etwa 32 Prozent.

Während Frauenrechte und Geschlechtergleichstellung in Indien offiziell anerkannt sind, sehen sich Frauen in der Realität weit verbreiteter Diskriminierung ausgesetzt.

Die Rechtslage des Landes ist nicht einmal schlecht, doch das Problem liegt in erster Linie in der fehlenden Durchsetzung der Gesetze. Die meisten Arbeitgeber*innen verbieten immer noch Gewerkschaften und jegliche Form der Organisation in der Fabrik, was den Arbeiter*innen wenig Möglichkeit lässt, sich gegen Arbeitsrechtsverletzungen zu währen.

Indien: News zur Textilindustrie

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Anzahl Textilfabriken (2022)
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Beschäftigte Bekleidungsindustrie (2024)
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Anteil der Textilindustrie am Gesamtexport (2023)

Pakistan: News zur Textilindustrie

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Beschäftigte Bekleidungsindustrie (2019)
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Gesetzlicher Mindestlohn (09/2023)
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Lohn zum Leben (AFWA-Berechnung, 2022)

Der Textil- und Bekleidungssektor gehört zu den wichtigsten Wirtschaftssektoren Sri Lankas. Hier sind über 1 Mio Menschen beschäftigt, davon 2/3 im informellen Bereich. Dies macht etwa 1/3 aller Arbeitsplätze im verarbeitenden Gewerbe aus. Im Jahr 2018 fielen 43% aller Exporte (ca. 5 Mrd.$) auf diesen Sektor, dabei ist die EU wichtigster Exportmarkt (ca. 2,1 Mrd.$)

Sri Lanka hat die ILO – Kernarbeitsnormen ratifiziert, dennoch werden systematisch Menschen- und Arbeitsrechte verletzt. Obwohl die gesetzliche wöchentliche Höchstarbeitszeit bei 57 Stunden (inkl. Überstunden) liegt, berichten Arbeiter*innen von 80-Stunden-Wochen, von regelmäßigen 16-Stunden-Schichten, bei Termindruck sogar von angeordneter Arbeit rund um die Uhr. Da die Arbeiter*innen vom gesetzlichen Mindestlohn (46 Euro / September 2023) nicht leben können, sind sie auf die Ableistung von Überstunden angewiesen. Nach Berechnungen der Asia Floor Wage Alliance liegt ein existenzsichernder Lohn bei 259 Euro (Stand 2022). Die Schwere der Notlagen zeigt sich auch daran, dass viele Arbeiterinnen einen Ausweg in der Prostitution suchen.

Ein besonderes Problem liegt in der Situation in den sog. Freihandelszonen. Die Arbeiter*innen leben dort oft unter prekären Bedingungen und müssen für ihre Unterkünfte hohe Mieten bezahlen, gewerkschaftliche Organisierung wird erschwert.

Die Corona-Krise hat auch die ArbeiterInnen in Sri Lanka hart getroffen, durch Fabrikschließungen, ausstehende Lohnzahlungen und Abfindungen sowie mangelnden Gesundheitsschutz. Gewerkschaften und NOG stellten fest, dass besonders die sog. Freihandelszonen zu Hot Spots für die Ausbreitung von Covid-19 geworden sind, bei unzureichenden Test- und Impfangeboten und fehlenden sicheren Quarantäne-Zentren.

In Sri Lanka lassen u. a. Lidl, Aldi, Adidas, C&A und H&M produzieren.

Quellen: GTAI – CIR – Eigene Recherchen Dietrich Weinbrenner

Sri Lanka: News zur Textilindustrie

Solidarity works! – Reise zu einer gerechteren Modeindustrie

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Kalpona Akter und die Näherin Mim Akter aus Bangladesch waren zu einer Speakers-Tour von FEMNET nach Deutschland gereist. Sie berichteten über ihre Arbeit und riefen zur Solidarität der Verbraucher*innen auf.

Ich würde lieber was anderes machen. Irgendwas, wo ich Tageslicht sehe” (Sie näht Reißverschlüsse in Kleidung). „Wenn der Druck hoch ist und eine Lieferung fertig werden muss, arbeite ich manchmal zehn oder elf Stunden am Tag. Letztens gab es im Lager meiner Fabrik einen Brand. Niemand wurde verletzt, aber viel wurde schwer beschädigt. Statt der Kleider hätten auch wir verbrennen können. Wir hatten Glück.
Zitat einer bangladeschischen Arbeiterin

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