27. Juni 2023. Die Kampagne für Saubere Kleidung (Clean Clothes Campaign – CCC) hat die schreckliche Nachricht von der brutalen Ermordung des Gewerkschaftsführers Shahidul Islam erhalten, der wegen seines Einsatzes für die Arbeitnehmer*innenrechte in Tongi, Gazipur, Bangladesch, zu Tode geprügelt wurde. Als Organisator der Bangladesh Garment and Industrial Workers Federation (BGIWF) kämpfte er 25 Jahre lang als Gewerkschaftsorganisator für Arbeitnehmer*innenrechte und starb im Kampf für seine Überzeugungen. Wir möchten seiner Familie, seinen Freunden und Genossen, die seinen Verlust betrauern, unser aufrichtiges Beileid aussprechen.
Die Regierung von Bangladesch sollte den Mord an Shahidul Islam unverzüglich und unparteiisch untersuchen und Strafmaßnahmen gegen die Urheber dieses schrecklichen Mordes ergreifen.
Angriff nach einer Sitzung mit der Fabrikleitung
Shahidul, Vorsitzender des BGIWF-Distriktkomitees in Gazipur, und seine Kolleg*innen wurden angegriffen, nachdem sie die Sitzung mit der Fabrikleitung von Prince Jacquard Sweaters Ltd. verlassen hatten, um den Arbeiter*innen zu helfen, die ihnen zustehenden Prämien und Löhne zu erhalten. Die Fabrikleitung weigerte sich, dem nachzukommen, obwohl sie vom Büro des stellvertretenden Kommissars des Distrikts Gazipur angewiesen worden war, die Löhne der Arbeiter*innen zu zahlen.
Aus den Einfuhrdaten geht hervor, dass T.K. Maxx, Tessival, Global Fashion Icon, N.E Brands LCC, Suzy’s Inc, RD Style und New Yorker offenbar von Prince Jacquard Sweaters Ltd. beziehen. Die USA, Kanada, Italien, Spanien und Dänemark sind die wichtigsten Exportgebiete. Die Clean Clothes Campaign sammelt derzeit weitere Daten über die Abnehmer, die von der Fabrik beziehen, und wird sie entsprechend aktualisieren.
Als die Gruppe die Sitzung verließ, wurden Shahidul und die anderen Gewerkschaftsvertreter*innen von einer Gruppe angesprochen und angegriffen. Die Angreifer*innen schlugen und traten Shahidul brutal, so dass er bewusstlos wurde und schwere Verletzungen erlitt. Er wurde später in einem nahe gelegenen Krankenhaus für tot erklärt. Diese entsetzliche Gewalttat ist ein großer Verlust für die Gewerkschaftsbewegung in Bangladesch. Die anderen Vertreter*innen wurden medizinisch behandelt, mussten aber nicht ins Krankenhaus eingeliefert werden.
„Shahidul mobilisierte Tausende von Arbeiter*innen“
Kalpona Akter, die Präsidentin der BGIWF, sagte: „Shahidul mobilisierte Tausende von Arbeiter*innen für den Beitritt zu Gewerkschaften und befähigte sie, solide Führungspositionen auf Fabrikebene zu übernehmen. Im Laufe seines Lebens hat er Tausenden von Arbeitnehmer*innen geholfen, die von ihren Arbeitgeber*innen zu Unrecht verweigerten Rückstände und Abfindungen zu erhalten. Da er die Bedürfnisse der Arbeitnehmer*innen immer im Blick hatte, trafen sich Shahidul und drei andere Arbeitnehmervertreter*innen am Abend seines Todes, um eine friedliche Lösung für einen Lohnstreit und die Prämie für das Eid-ul-Azha-Fest zu besprechen. Die jahrelange Förderung der gelben Gewerkschaften durch die Industrie und die Vernachlässigung der Stimmen der Arbeitnehmer*innen waren der Grund für seinen Tod. Sein Beitrag zur Gewerkschaftsbewegung war bemerkenswert und wird schmerzlich vermisst werden.“
Es ist nicht das erste Mal, dass die BGIWF Opfer eines solchen tödlichen Angriffs wird. Vor elf Jahren, im April 2012, wurde ein anderer Arbeiterführer, Aminul Islam, gefoltert und ermordet. Aminul war ebenfalls ein Organisator der BGIWF und ein wichtiger Akteur in der landesweiten Bewegung zur Förderung der Arbeitnehmer*innenrechte.
Gelbe Gewerkschaften, um Arbeiter*innen zu terrorisieren
Die Morde an den Gewerkschaftern verdeutlichen die extremen Maßnahmen, die zur Unterdrückung der Vereinigungsfreiheit in Bangladesch ergriffen werden. Wir befürchten, dass die Ermordung von Shahidul Islam, ähnlich wie die Ermordung von Aminul im Jahr 2012, zur Einschüchterung der Arbeitnehmer*innen beitragen wird, wodurch die Aufgabe der Organisierung für Gewerkschaftsführer*innen noch schwieriger wird. Nach vielen Berichten werden die Arbeitnehmer*innen in Bangladesch systematisch von Arbeitgeber*innen unterdrückt. Diese setzen kriminelle Gruppen und gelbe Gewerkschaften ein, um Arbeitnehmer*innen zu terrorisieren, die unabhängige demokratische Gewerkschaften organisieren.
Ineke Zeldenrust, internationale Koordinatorin der CCC, sagte: „Das CCC-Netzwerk schließt sich all jenen an, die den Verlust von Shahidul Islam betrauern. Wir sind auch solidarisch mit der BGIWF, all jenen, die für ihr Recht auf Vereinigungsfreiheit kämpfen, und den vielen Arbeiter*innen und Gewerkschaftsmitgliedern, die sich weiterhin in Gefahr begeben, um die Rechte und die Sicherheit der Arbeiter*innen in Fabriken in ganz Bangladesch zu verteidigen.“
Shahidul hinterlässt eine Frau und zwei Söhne und war der Alleinverdiener seiner Familie. Außerdem kämpft seine Frau, eine ehemalige Gewerkschaftsfunktionärin, mit einer Krebserkrankung, was die ohnehin schon schwierige Lage der Familie noch verschlimmert.
Weitere Informationen:
- Mehr über den Mord an Aminul Islam im Jahr 2012
- Sieh dir die Rana Plaza Timeline an, um mehr über die Geschichte des Kampfes für die Vereinigungsfreiheit in Bangladesch zu erfahren.
Die CCC prüft und sammelt derzeit Daten über andere Käufer, die bei Prince Jacquard Sweaters Ltd. einkaufen.
Beitragsbild: Der verstorbene Shahidul Islam, Vorsitzender des BGIWF-Distriktausschusses Gazipur, CCC