2014Bulgaria factory building 650x150 Im Stich gelassen – Armutslöhne für Textilarbeiterinnen in Osteuropa und der Türkei Kampagne für Saubere Kleidung | Clean Clothes Campaign Germany

Im Stich gelassen – Armutslöhne für Textilarbeiterinnen in Osteuropa und der Türkei

“Stiched Up – Im Stich gelassen” ist Teil einer umfassenden Initiative der internationalen Clean Clothes Campaign zum Thema Lohn zum Leben. Modemarken und -händler müssen jenen Menschen einen existenzsichernden Lohn zahlen, die sich für ihren Profit krumm machen. Gleichzeitig mit dem Bericht „Im Stich gelassen“ veröffentlicht die CCK die Ergebnisse einer Firmenbefragung, den „Firmen Check 2014“. Daraus geht hervor, welche Unternehmen sich für die Bezahlung von existenzsichernden Löhnen engagieren. Ergänzend lässt sich über die App „Fair Fashion?“ die Performance hinsichtlich der Bezahlung von existenzsichernden Löhnen der 50 wichtigsten europäischen Modehäuser online abrufen und in übersichtlicher Form ablesen.

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Mitten in Europa verdienen ProduzentInnen von Premium-Markenklamotten Hungerlöhne

Die Studie basiert auf über 300 Interviews, durchgeführt in der Türkei und 9 verschiedenen post-sozialistischen Ländern. Diese Produktionsregion hat eine hohe Relevanz, denn die Hälfte der Bekleidungsimporte in die EU 27 stammt aus Europa. In der “high-end”-Fertigung von Bekleidung in Osteuropa und der Türkei erhalten die NäherInnen durchgehend Armutslöhne – wie in Asien. Teils liegen die Nominallöhne unter denen Chinas. ArbeiterInnen sind froh, wenn sie wenigstens den gesetzlichen Mindestlohn verdienen und ihn regelmäßig ausbezahlt bekommen. Die Studie belegt, dass dieser ohnehin nur zwischen 14 % (Bulgarien, Ukraine, Mazedonien) und 36 % (Kroatien) eines existenzsichernden Einkommens abdeckt. Diese dramatische Kluft zwischen dem Verdienst und dem, was zum Leben notwendig wäre, erklärt sich aus den extrem tiefen Löhnen im Verhältnis zu den Ladenpreisen, die teils höher sind als z.B. in Deutschland. Die Beschäftigten halten sich durch Zweitjobs und eigene Landwirtschaft über Wasser, mit der sie ihre kargen Bezüge subventionieren.

Christa Luginbühl, eine der Verfasserinnen der Studie, sagt: “NäherInnen in Europa, genau vor unserer Haustür, arbeiten hart und lange für einen Lohn, der nicht einmal für Lebensmittel ausreicht. Fashion-Größen wie Hugo Boss, Zara, H&M fahren trotz der Krise satten Gewinn ein, die Arbeitsbedingungen in den genannten Produktionsländern aber haben sich seit 2008/09 noch mehr verschlechtert.”

Ko-Autorin Bettina Musiolek unterstreicht: “Die meisten KonsumentInnen wissen, NäherInnen in Asien werden ausgebeutet, erhalten niedrige Löhne und arbeiten unter schlimmsten Bedingungen. Diese Studie alarmiert: ‚Made in Europa‘ ist keine Garantie für menschenwürdige Arbeitsbedingungen, die Kluft zwischen den ausgezahlten und existenzsichernden Löhnen ist teilweise noch größer als in asiatischen Produktionsländern”.

Marken und Modehäuser müssen sich klar zu einem Existenzlohn bekennen und konkrete Schritte unternehmen, damit die Menschen, die ihre Produkte – egal in welchem Teil der Welt – produzieren, einen Lohn erhalten, der ihnen ein menschenwürdiges Dasein garantiert. Die Kampagne fordert gemeinsam mit den ArbeiterInnen, Arbeits- und Menschenrechtsorganisationen der Region als erste dringende Maßnahme, dass der Basis-Nettolohn auf mindestens 60 % des nationalen Durchschnittslohns erhöht werden muss.

Kontakt:

Bettina Musiolek . 0178 877 32 98 . bettina.musiolek@einewelt-sachsen.de

Weitere Informationen:

Die Clean Clothes Campaign (CCC) ist ein internationales Netzwerk, das sich für Menschenrechte in der Bekleidungsindustrie einsetzt. In 17 europäischen Ländern gibt es nationale CCCs. Weltweit arbeitet die CCC mit ca. 200 Organisationen in Produktionsländern von Bekleidung zusammen.

adidas, Aktuelles, Arcadia, Benetton, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, C&A, Dolce & Gabbana, Esprit, Europa, Fast Fashion, Gender Discrimination, Georgien, Gerry Weber, Gewerkschaftsrechte, H&M, Hugo Boss, Inditex, Kroatien, Levi's, Lohn zum Leben, Luxusmarken, Mango, Max Mara, Mazedonien, Moldawien, Nike, Osteuropa, Otto, Prada, Puma, Report, Rumänien, Slowakei, Sportartikel, Tesco, Tom Tailor, Türkei, Ukraine, Versace, Zara

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