Bekleidungsindustrie Südasien

Arbeitsrechte, Arbeitskämpfe, Lebensrealitäten von Arbeiter*innen in Bangladesch, Indien, Pakistan und Sri Lanka

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Solidarity works!

Kalpona Akter und die Näherin Mim Akter aus Bangladesch sind zu Besuch bei FEMNET in Deutschland. Sie berichten über ihre Arbeit und rufen zur Solidarität der Verbraucher*innen auf. Sie weisen darauf hin: Fast fashion kills

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Ich würde lieber was anderes machen. Irgendwas, wo ich Tageslicht sehe” (Sie näht Reißverschlüsse in Kleidung). „Wenn der Druck hoch ist und eine Lieferung fertig werden muss, arbeite ich manchmal zehn oder elf Stunden am Tag. Letztens gab es im Lager meiner Fabrik einen Brand. Niemand wurde verletzt, aber viel wurde schwer beschädigt. Statt der Kleider hätten auch wir verbrennen können. Wir hatten Glück.
Zitat einer bangladeschischen Arbeiterin
Wenn es doch nur eine Krippe in der Fabrik geben würde, dann könnte ich meinen Sohn aufwachsen sehen und müsste ihn nicht im Dorf zurücklassen. Ich habe ihn nur deshalb dort gelassen, weil mein Mann und ich uns eine private Betreuung nicht leisten können
Zitat einer indischen Arbeiterin

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Länder im Fokus

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Anzahl Textilfabriken
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Beschäftigte Bekleidungsindustrie (2024)
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Anteil der Textilindustrie am Gesamtexport (2014)

Bangladesch ist nach China der weltweit größte Exporteur von Bekleidung, die rund 80 % der Exporterlöse des Landes erwirtschaftet. Rund vier Millionen Beschäftigte, davon 54 Prozent Frauen, leben von der Arbeit in der Bekleidungsindustrie. Bangladesch hat die billigsten Arbeitskräfte weltweit (nur in Äthiopien sind die Löhne noch niedriger), was zu einem spektakulären Wachstum der Industrie in den letzten Jahrzehnten geführt hat. Die Löhne sind so niedrig, dass die Näherinnen Überstunden machen müssen, um überleben zu können. Deshalb schuften die Frauen bis zu 10 Stunden am Tag und bis zu 100 Überstunden im Monat. In Bangladesch ist es extrem schwierig, in den Fabriken Gewerkschaften zu gründen und diese offiziell anerkennen zu lassen.

Nach dem Zusammenbruch von Rana Plaza am 24.4. 2013 mit über 1100 Toten und über 2400 Verletzten war der Druck auf die Unternehmen so hoch, dass sie einem Gebäude- und Brandschutz Abkommen (ACCORD) zustimmten. Dieses Abkommen lief 2021 aus, wurde aber nach langen Verhandlungen durch ein Nachfolgeabkommen 2021 abgelöst. Der Accord gilt bis heute als ein erfolgreicher Vertrag, der stark zur Sicherheit der Fabriken in Bangladesch beigetragen hat.

Indiens Textilsektor ist einer der größten Produzenten von Kleidung für westliche Länder. Die Stadt Bangalore steht bei der Produktion von Kleidung in Indien an zweiter Stelle – andere wichtige Städte sind Delhi, Mumbai, Tirupur und Chennai.

Nur 5% der indischen Textiliarbeiter*innen gehören einer Gewerkschaft an, viele fühlen sich von ihrem Management eingeschüchtern und haben Angst entlassen zu werden, falls sie sich in einer Gewerkschaft organisieren.

Dreckiges Leder Screenshot 1 Dreckiges Leder Kampagne für Saubere Kleidung | Clean Clothes Campaign Germany

Dreckiges Leder

Dokumentarfilm über Arbeitsbedingungen in Indiens Lederindustrie Der Film „Dreckiges Leder – Wie unsere Schuhe gemacht werden“ (2021) dokumentiert mit eindrucksvollen…
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Beschäftigte Bekleidungsindustrie (2019)
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Gesetzlicher Mindestlohn (09/2023)
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Lohn zum Leben (AFWA-Berechnung, 2022)

Der Textil- und Bekleidungssektor gehört zu den wichtigsten Wirtschaftssektoren Sri Lankas. Hier sind über 1 Mio Menschen beschäftigt, davon 2/3 im informellen Bereich. Dies macht etwa 1/3 aller Arbeitsplätze im verarbeitenden Gewerbe aus. Im Jahr 2018 fielen 43% aller Exporte (ca. 5 Mrd.$) auf diesen Sektor, dabei ist die EU wichtigster Exportmarkt (ca. 2,1 Mrd.$)

Sri Lanka hat die ILO – Kernarbeitsnormen ratifiziert, dennoch werden systematisch Menschen- und Arbeitsrechte verletzt. Obwohl die gesetzliche wöchentliche Höchstarbeitszeit bei 57 Stunden (inkl. Überstunden) liegt, berichten Arbeiter*innen von 80-Stunden-Wochen, von regelmäßigen 16-Stunden-Schichten, bei Termindruck sogar von angeordneter Arbeit rund um die Uhr. Da die Arbeiter*innen vom gesetzlichen Mindestlohn (46 Euro / September 2023) nicht leben können, sind sie auf die Ableistung von Überstunden angewiesen. Nach Berechnungen der Asia Floor Wage Alliance liegt ein existenzsichernder Lohn bei 259 Euro (Stand 2022). Die Schwere der Notlagen zeigt sich auch daran, dass viele Arbeiterinnen einen Ausweg in der Prostitution suchen.

Ein besonderes Problem liegt in der Situation in den sog. Freihandelszonen. Die Arbeiter*innen leben dort oft unter prekären Bedingungen und müssen für ihre Unterkünfte hohe Mieten bezahlen, gewerkschaftliche Organisierung wird erschwert.

Die Corona-Krise hat auch die ArbeiterInnen in Sri Lanka hart getroffen, durch Fabrikschließungen, ausstehende Lohnzahlungen und Abfindungen sowie mangelnden Gesundheitsschutz. Gewerkschaften und NOG stellten fest, dass besonders die sog. Freihandelszonen zu Hot Spots für die Ausbreitung von Covid-19 geworden sind, bei unzureichenden Test- und Impfangeboten und fehlenden sicheren Quarantäne-Zentren.

In Sri Lanka lassen u. a. Lidl, Aldi, Adidas, C&A und H&M produzieren.

Quellen: GTAI – CIR – Eigene Recherchen Dietrich Weinbrenner

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